„Wir dachten, wir als superschlaue Metropolenbewohner hätten die linke Weisheit mit Löffeln gefressen.“
40 Jahre undogmatisch-linkes Engagement im Saarland und darüber hinaus. Das ist eine Kontinuität, die mir Respekt abverlangt. Nicht nur deswegen gratuliere ich zum Jubiläum sehr herzlich, und wünsche euch (und allen Leser:innen), dass bald die kritikwürdigen Umstände, gegen die ihr als Aktion 3. Welt Saar angetreten seid, aufgehoben sind und somit der Grund für eure Existenz entfällt.
Ihr habt stets auch umstrittene und schwierige Themen angepackt, in den letzten Jahren im Bereich der Landwirtschaft etwa, aber auch zum Antisemitismus gearbeitet. In den 1990ern habt ihr euch viel mit Kurdistan beschäftigt, und in hohen Auflagen Beilagen für Wochen- und Tageszeitungen zu verschiedensten Themen produziert.
Aber mein Bild von euch war nicht immer so positiv. Innerhalb des BUKO (damals noch Bundeskonferenz entwicklungspolitischer Aktionsgruppen) traten wir Mitte der 1990er als Redaktion der Zeitschrift "alaska" euch (und vermutlich auch anderen) gegenüber im Rückblick sehr arrogant auf. Das ist mir heute peinlich. Wir dachten, wir als superschlaue Metropolenbewohner hätten die linke Weisheit mit Löffeln gefressen. Dass einige derjenigen, die damals besonders radikal agierten, keine zehn Jahre später in die sozialdemokratisch-patriarchale Linkspartei eintraten und dort Karriere machten, ist wohl nur die klassische Entwicklung im postnazistischen Deutschland und seiner Linken.
Bernd Hüttner
Bremen
1995 bis 2000 Redakteur bei alaska, einer Zeitschrift im Umfeld des BUKO, seitdem ehrenamtlich als Autor und im Archiv der sozialen Bewegungen Bremen engagiert. Bezahlt seit 2007 bei der Rosa Luxemburg Stiftung tätig.
Alle Grußworte zum 40. Geburtstag der Aktion 3.Welt Saar e.V. finden sie hier.