„Deswegen sei ein kleiner Tagtraum gestattet“
In besonders schwierigen Zeiten sind Utopien notwendiger als sonst. Deswegen sei ein kleiner Tagtraum gestattet:
- Ich träume von einer Politgruppe, die sich und ihren Idealen über Jahrzehnte hinweg treu bleibt und sich dennoch immer weiterentwickelt.
- Ich träume von einer antirassistischen Gruppierung, die sich nicht in ultra-woken Identitätspolitiken verzettelt und stattdessen die Menschen- und Freiheitsrechte der einzelnen Individueen in den Vordergrund stellt, im Wissen, dass es ohne Kollektivität und Solidarität nicht geht.
- Ich träume von einer Dritte-Welt-Gruppe, die um den ursprünglich progressiven, dekolonialen Ansatz des Third-Worldism weiß und maximal weit entfernt ist von seinen antiimperialistischen und antiisraelischen Kümmerformen.
- Ich träume von einem Weltladen, der sich engagiert an den inneren Beschränkungen und Naivitäten des Fair Trade abarbeitet, dabei gelegentlich sogar eines der beiden in diesem Zusammenhang bedeutsamen K-Wörter in Anspruch nimmt - und dennoch der Praxis nicht nur in der Theorie das Wort redet.
- Ich träume von einem Verein, der dezidiert nicht dem Konformismus eines linken, grünen oder sozialdemokratischen juste milieu frönt, sondern sowas wie das Saarland unter den bundesweit aktiven süd-nord-politischen NGOs darstellt.
Waass? Das gibt es alles schon? Ach, lasst mich doch weiter träumen. Sonst müsste ich womöglich noch an der realexistierenden ADW Saar rummäkeln, etwa daran, dass sie sich gelegentlich ein bisschen zu sehr in der Rolle des nonkonformistischen Underdogs gefällt.
Christian Stock
Freier Journalist und Lektor, Freiburg
Alle Grußworte zum 40. Geburtstag der Aktion 3.Welt Saar e.V. finden sie hier.