„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“ (Theodor Adorno)
Liebe Freundinnen und Freunde von der Aktion 3 Welt Saar,
es passiert selten, dass man als Mitarbeiter von Wadi wem gratuliert, der noch älter ist als man selbst. Bei Euch ist das der Fall: Vierzig Jahre, da kommen mir unsere dreißig ja fast unbedeutend vor. Spaß beiseite: Es ist gut, dass es Euch schon so lange gibt und Ihr, was nicht viele so von sich behaupten können, einen Unterschied gemacht habt. Gerade im Betrieb, zu dem inzwischen das ganze Hilfsbusiness leider doch zu großen Teilen verkommen ist, sind kritische Stimmen immer weniger zu finden. Denn es geht bei Hilfe und dieser Arbeit ja auch immer um Geld, und das bekommen nun mal eher die, die die ganzen Stereotype wiederholen, die inzwischen überall so dominant sind.
Wer mag da schon gerne „heiße Eisen“ anfassen und das Kind beim Namen nennen in Zeiten, in denen sich längst auch eine Sprache entwickelt hat, dieser NGO-Jargon, die immer mehr verschleiert als benennt? Da macht es sich bemerkbar, wenn Organisationen wie Ihr, Themen ansprecht, die alles andere als leicht bekömmlich sind, und mit viel Information aufbereitet. Das waren in den letzten Jahren vor allem Auseinandersetzungen mit Islamismus und Antisemitismus, die anderswo so gerne entweder ausgeblendet oder weich gewaschen werden.
Und so kreuzten sich ja auch immer wieder unsere Wege, denn auch wir haben einen ähnlichen Anspruch.
Zum Geburtstag sende ich Euch deshalb einen Aphorismus aus der Minima Moralia von Theodor W. Adorno, der uns immer als ein Leitsatz gedient hat:
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.
Was, fürchte ich, in den letzten Jahrzehnten schon Gültigkeit hatte, wird in Zukunft noch mehr gelten. Übt man über so lange Zeit Kritik und sieht so wenig Veränderung zum Besseren, kann es sehr leicht passieren, dass man sich von den Verhältnissen dumm machen lässt, an ihnen verzweifelt oder ganz bitter wird. Das aber sollte nicht geschehen und das wünsche ich Euch. Es ist nicht viel, aber große Worte klingen in diesen Zeiten eh sehr schnell hohl und nach Reklame. Wir wollen ja auch eigentlich kein „Weiter so“, was nur ein Weiterwursteln im schlechten Bestehenden wäre, sondern das diese Verhältnisse, unter denen so viele zu leiden haben, endlich zum Tanzen kämen. Das wohl werden sie zu unseren Lebzeiten nicht mehr - und mit dieser trüben Aussicht gilt es trotzdem weiter zu machen.
Solidarische Grüße
Thomas von der Osten-Sacken
Geschäftsführer wadi e.V., Frankfurt
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