Solidarität ohne Idealisierung
Vor 40 Jahren, als die Aktion 3. Welt Saar - getragen von dem Wunsch, die Welt zu verändern - gegründet wurde, war die kapitalistische Welt tatsächlich eine andere: in der Endphase des Kalten Krieges, als der Nato-Doppelbeschluss, die Aufstandsbewegungen Mittelamerikas und der Krieg in Afghanistan die in Lager geteilte Welt in die letzte große Konfrontationsphase treiben, schien die bedingungslose, antiimperialistische Solidarität mit den Kräften und Staaten des globalen Südens selbstverständlich. Und auch die innerlinke Welt war eine andere: Es war die Hochzeit des Antiimperialismus, der sich aber schon damals in der strategischen Defensive befand und neue Phänomene wie den iranischen Islamismus idealisierte und sträflich fehlinterpretierte.
Dass die Aktion 3. Welt Saar im Gegensatz zu der Fülle der damals aktiven Organisationen und Gruppen ihre Tätigkeit über 40 Jahre fortsetzen konnte, scheint nicht zuletzt an der Bereitschaft zu liegen, erstarrte Ideologien hinter sich zu lassen und die ungeschminkte Realität in der Peripherie des Weltsystems wahrzunehmen. Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit und einen fairen, nicht vom kapitalistischen Weltmarkt diktierten Austausch zwischen Nord und Süd geht mit einer klaren Kritik der Ideologien wie des Islamismus und Antisemitismus einher, die durch die Weltkrise des Kapitals im globalen Süden immer neue Nahrung erhalten. Nüchterne, kritische, die Grenzen zwischen Peripherie und Zentren transzendierende Solidarität, die ohne Idealisierung der Opfer der spätkapitalistischen Dauerkrise auskommt - diese klare Haltung liefert allen Grund, der Aktion 3. Welt Saar zum 40-jährigen Bestehen aus vollem Herzen zu gratulieren.
Tomasz Konicz
Autor und Journalist, Hannover
Alle Grußworte zum 40. Geburtstag der Aktion 3.Welt Saar e.V. finden sie hier.