Es geht doch – Faire Milchpreise via Dreiparteienvertrag

Bauern, Molkerei und Supermarkt schließen Milchliefervertrag ab

Milchbauern- und bäuerinnen haben üblicherweise nichts zu melden. Sie liefern ihren Rohstoff – Milch - ab und die Molkerei teilt ihnen vier bis sechs Wochen später mit, was sie für die gelieferte Milch erhalten. Wenig überraschend bedeutet dies „Den Letzten beißen die Hunde.“ und die Bauern und Bäuerinnen gehen sprichwörtlich oft leer aus und können trotz steigender Milchmenge ihre realen Kosten nur noch um den Preis eigener Selbstausbeutung „decken“.

 

Aus dem Umfeld des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter wurde mit dem Dreiparteienvertrag eine Alternative entwickelt: Bauern, Molkerei und Supermarkt vereinbaren via Vertrag, wieviel Milch zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Preis geliefert und verkauft wird. Das ist keine Zauberei, sondern die Umsetzung, die der Art. 148 der GMO (Gemeinsame Marktordnung der EU) anbietet. Während der Deutsche Bauernverband massiv gegen die Anwendung des Art. 148 ist – er steht hier auf Seiten der Molkereien und nicht der Bauern und Bäuerinnen - setzt sich der Bundesverband Deutscher Milchviehalter genau dafür ein; ebenso die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL. Entscheidend dabei: Der Preis kommt zustande auf Grundlage des Milch-Marker-Index (MMI), der fortlaufend aktualisiert wird, und die Vollkosten der Milcherzeugung beziffert. Seit Oktober 2024 gibt es „Die faire Milch“ in Penny-Märkten. Die Kalkulation des Verkaufspreises erfolgt dabei von unten nach oben, also von der Milcherzeugung bis zum Ladenregal. „Die faire Milch“ ist rund 20Cent teurer im Verkauf als die Eigenmarke. Rund 100 Bauern und Bäuerinnen liefern Teile ihrer Milchproduktion für dieses Projekt und erfüllen die Projektkriterien: flächengebundene Tierhaltung, gentechnikfrei füttern, kein Soja aus Übersee sowie verschiedene Umwelt- und Tierwohlmaßnahmen.

Seitens der Aktion 3.Welt begrüßen wir dieses Pilotprojekt und diesen vertraglichen Quantensprung mit der Anwendung des Art.148.

Die Relevanz des Art. 148 der GMO sollte das zentrale Thema der Agrarrede der Aktion 3.Welt Saar sein bei der Kundgebung „Wir haben es satt“ am 18.1.2025 in Berlin. Wenige Tage davor wurde die Rede von den Veranstaltern gecancelt, weil die Aktion 3.Welt Saar israelfreundlich sei. Was aber hat Israel mit Agrarfragen zu tun? Richtig. Nichts.
 


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