Promotor:innen-Programm: Mobbing ist kein Missverständnis - Erklärung des Vorstands der Aktion 3.Welt Saar e.V.

In den vergangenen Monaten gab es in unserer Arbeit einen Vorfall, der uns seitdem beschäftigt. Einer unserer Mitarbeiter berichtete von einem Online-Treffen am 12. Juli 2021 im Rahmen des Promotor:innen-Programms, in dem er sich einer Mobbingsituation ausgesetzt sah. Dies, so unser Mitarbeiter, war kein einmaliger Ausrutscher, sondern ein über einen längeren Zeitraum andauerndes Verhalten durch eine Person des Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland (NES). "Als Mann ist es in dieser Gesellschaft schwer, darüber zu reden. Auch in meinem Falle – ich musste einiges an Mut zusammennehmen – blieben die Reaktionen, nachdem ich darüber sprach, nicht aus: Schweigen, Wegsehen, Lächeln, Beschwichtigen, nicht ernst nehmen, abtauchen, nichts mitbekommen, etc.." so unser Mitarbeiter. Die Wahrnehmung der Vorgänge als „Mobbing“ durch unseren Mitarbeiter halten wir vollumfänglich für nachvollziehbar und nehmen sie sehr ernst (nicht zuletzt da wir als Arbeitgeber:innen eine Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter haben). Mobbing ist keine Lappalie, sondern erfordert einen seriösen zwischenmenschlichen Umgang und Anteilnahme. Wir haben seitdem versucht, diesen Konflikt durch Kommunikation mit dem NES offen und transparent zu lösen, wobei wir die Öffentlichkeit vor allem aus persönlichen Gründen bisher nicht gesucht haben. Das Thema Mobbing ist aus unserer Sicht nichts, was man wie das NES mit einer politischen, inhaltlichen oder finanziellen Auseinandersetzung vermischen darf. Daher haben wir uns entschieden, diese Stellungnahme zu veröffentlichen.

Unser bisheriges Vorgehen
Unser Mitarbeiter hat sich am 21.Juli mit dem Vorsitzenden des NES, Hans-Jürgen Gärtner, in Verbindung gesetzt und über seine Wahrnehmung der Mobbingsituation berichtet. Im Anschluss kam es am 28. Juli zu einem Treffen zwischen unserem Mitarbeiter, Hans-Jürgen Gärtner und der Person vom NES, von der das angesprochene Verhalten primär seit längerem ausgegangen ist. Dieses Vorgehen halten wir im Nachhinein für falsch, wir hätten unsern Mitarbeiter nicht alleine dieser Gesprächs-Situation aussetzen dürfen. Das war ein Fehler. Unser Mitarbeiter ging aus dem Gespräch heraus in der Annahme, dass es auf der anderen Seite eine Sensibilität für die Mobbingsituation gibt. Dort wurde von ihm unter anderem die dringende Bitte ausgesprochen, dass unser Mitarbeiter bei künftigen Treffen (online oder offline) nur noch in Begleitung einer Vertrauensperson der Aktion 3.Welt Saar teilnehmen wird. Am 20. August wurde unsererseits das Kultusministerium, das zu 40% das Promotor:innen-Programm im Saarland finanziert, auf Referatsleiterebene über die Mobbingsituation informiert. Am 23. September haben wir dem Vorstand des NES ein Treffen vorgeschlagen, um u.a. über diese Situation zu sprechen. Das Gespräch fand bisher nicht statt.

Die Reaktionen
Am 22. Oktober teilte uns der Vorsitzende des NES, Hans-Jürgen Gärtner, mit, dass unser Antrag für das Promotor:innen-Programm 2022-2024 abgelehnt wurde.

Am 15. November erhielten wir ein Schreiben vom Vorstand des NES, in dem unser Hinweis auf das Mobbingverhalten als „Missverständnis“ und als „unsachlich, ehrabschneidend und … unangemessen“ bezeichnet wird. Aus unserer Sicht eine inadäquate Reaktion die den Vorfall verharmlost. Aus Transparenzgründen haben wir dieses Schreiben hier veröffentlicht (PDF). Die Namen sind unkenntlich gemacht, da es uns hier nicht um einzelne Personen, sondern die Sache geht.

Des Weiteren wird uns der Vorwurf gemacht, den Mobbingvorfall aufgrund der Ablehnung unseres Promotor:innen-Antrags zu instrumentalisieren. Dies ist sachlich falsch und stimmt allein vom zeitlichen Ablauf her nicht: Am 21. Juli wurde das NES über die Mobbingsituation informiert – drei Monate später, am 22. Oktober, lehnte es unseren Antrag vom 13.September ab.

Wie weiter?
Wir bedauern die Entwicklung der vergangenen Monate sehr. Wir waren und sind eine streitbare Organisation, die auch politischen Druck aushält. Wir nehmen es aber nicht hin, wenn einer unserer Mitarbeiter gemobbt wird und dies nicht ernstgenommen wird.
 

Losheim am See, 10.12.2021

Für den Vorstand:
Christian Hirsch
Markus Marxen
Gertrud Selzer
Mark Unbehend


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