Schräg: Agrarrede bei „Wir haben es satt“ Demo wurde gecancelt, weil Aktion 3.Welt Saar zu israelfreundlich sei

Zum Auftakt der Grünen Woche demonstrieren wir mit über fünfzig anderen Agrar- und Umweltorganisationen für eine ökologischere Landwirtschaft. Sa, 18. Januar 2025, ab 12 Uhr, Bundeskanzleramt.

Die Saarbrücker Zeitung berichtet am 17.01.2025 darüber (hier), die taz ein wenig später auch (hier).

Warum wurde unsere Agrarrede gecancelt?
Die Aktion 3.Welt Saar ist Mitglied im Trägerkreis des Demo Bündnisses, durfte aber seit 2012 nie reden, mal waren wir zu kritisch, mal zu links, mal waren alle Plätze besetzt – dieses Jahr war dann zum ersten Mal eine Rede von uns eingeplant und fest vereinbart. Dies wurde jetzt gecancelt. Als einer der „Gründe“ wurde uns gesagt, dass wir zu israelfreundlich seien. Was aber hat dies mit einer Agrarrede zu tun? Richtig: Nichts.

Dieses Agrarbündnis ist stark von der grünnahen Bauernorganisation AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) geprägt. Und die haben heftige Kritik an unserem eingeplanten Redebeitrag geäußert. Wir bedauern es, dass die AbL nie das Gespräch mit uns suchte, nie zum Telefon griff und sich stattdessen hinter den Kulissen für die Absage unserer Agrarrede einsetzte. Möglicherweise hätten wir die Rede noch durchsetzen können – der Preis dafür wäre eine bis zuletzt andauernde Schlammschlacht und die Gefahr einer Spaltung gewesen. Darauf haben wir verzichtet, dem massiven Drängen nachgegeben und unseren Redebeitrag heute „freiwillig“ zurückgezogen.

Quasi im Nachgang wurde als weiterer Grund für die Ablehnung unserer Rede ein Artikel von uns genannt, der am 25.1.2024 in der Jungle World erschien. Dort nehmen wir eine kritische Einordnung auch unserer Inhalte im Agrarbündnis vor und setzen uns mit den Erfolgen wie mit den Schieflagen in den eigenen Reihen auseinander.
 

Hier die Skizze der geplanten Rede. Diese Skizze ging an den gesamten Trägerkreis, Vereinbarung war, wenn es bis zum 6.1. 25 keinen Widerspruch gibt, ist sie endgültig. Bei uns hat sich bis zum 6.1. niemand mit einem negativen Votum gemeldet. Aber hinter den Kulissen wurde ordentlich gegen unseren Redebeitrag gesägt.

Arbeitstitel: Realpolitik versus Utopie
Kernbotschaften: Die Balance, inwieweit, innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems eine Lösung denkbar ist, welche Leitplanken eingezogen werden müssen, wie z.B. § 148 zu Milchbauern und Molkereien oder Lieferkettengesetz.
Gleichzeitig hecheln wir aber der Entwicklung immer hinterher. Auf jede Leitplanke, die wir in die Diskussion bringen oder sogar bis kurz vor die Umsetzung bringen, kommen zwei neue Gaunereien an Liberalisierung bei der Gentechnik, bei der Flächenzusammenlegung etc. So sehr wir im Hier und Jetzt arbeiten, so soll man es sich ab und an erlauben, jenseits von dem, was ist, zu denken und zu schauen und dabei gilt: Bio ist nicht per se "gut" und konventionell ist nicht per se "böse"


Diese Rede war ihnen zu kritisch zu gefährlich, zu unbotmäßig und wurde dann u.a mit dem "Argument", wir seien zu israelfreundlich gecancelt.

 


Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Für die Ausgabe Nr. 130 (Winter 2024/25) der Saarbrücker Hefte hat unser Geschäftsführer Roland…

Weiterlesen

Lustfeindlichen ‚Brot statt Böller’ Appell einstellen und durch ‚Brot UND Böller‘ ersetzen

Deutsche…

Weiterlesen

In der Berliner Umweltzeitung "Der Rabe Ralf" ist ein aktueller Beitrag der Aktion 3.Welt Saar…

Weiterlesen