Lohnt der Anbau einheimischer Eiweißpflanzen?

Bericht von einer Hofbesichtigung der A3WSaar gemeinsam mit dem BDM

Lohnt der Anbau einheimischer Eiweißpflanzen wie den Leguminosen Ackerbohnen und Futtererbsen? Und kann damit Soja in der Fütterung des Milchviehs ersetzt werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Hofbesichtigung auf dem Birkenhof von Randy und Sandra Aller in Vielbach im Westerwald. Organisiert wurde die Tour für die 15köpfige Besuchergruppe von der Aktion 3.Welt Saar und dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter LV Saar

Die Antwort vorneweg: „Ja es lohnt, Ackerbohnen als Sojaersatz sind für mich eine Erfolgsgeschichte“, so Milchbauer Randy Aller. Auf seinem Hof bewirtschaftet er mit seiner Frau Sandra und seinem Sohn Markus konventionell 70 ha, davon 25 ha Grünland. Aktuell hat er 45 Milchkühe, 50 weibliche Nachzucht und 10 Jungbullen bis maximal 1 Jahr. Die durchschnittliche Fläche liegt bei 3,5 ha, davon arrondiert und direkt am Hof 50 ha.

„Weil ich Gentechnik ablehne, habe ich mich 2006 entschieden, kein Soja mehr aus Übersee dazu zu kaufen und stattdessen Ackerbohnen und Futtererbsen anzubauen“, so Aller. Zunächst waren es 1 ha Bohnen, heute sind es 5-8 ha mit einem Ertrag von 4,5-5,5 to pro Hektar. Den Anbau von Futtererbsen hat er wieder eingestellt, obwohl der Ertrag und die Fütterung an das Vieh keine Probleme machte. Allerdings blieb die Fütterung ans Vieh die Ausnahme, weil Taubenschwärme die Erbsen im Frühjahr auch als Futter entdeckten. Da mit der Kreisverwaltung wegen der engen naturschutzrechtlichen Vorgaben keine Einigung über den Abschuss der Tauben zu erzielen war, stellte er den Anbau wieder ein. Das Problem mit Tauben sei aber meist geographisch begrenzt und die Ausnahme. Mit den Ackerbohnen gibt es diese Probleme nicht, auch der Mähdrescher verarbeitet sie im August problemlos. Lediglich vom Anbau von Winterbohnen hat er Abstand genommen, weil die Februar-Wechselfröste im Westerwald meist sehr stark sind. Wichtig sei es, die Bohnen möglichst früh – spätestens im März – via Direktsaat in den Boden zu bringen. „Bohnen hinterlassen eine schöne Boden- und Krümmelstruktur.“

„Das, was hier steht, ist bezahlt.“
Pro Kuh und Tag verfüttert er 1,3kg Ackerbohnen. Die Milchleistung liegt bei etwas über 8.000l, vorher, bei ausgefeilter Hochleistungsfütterung ca. 10.000 l. „Trotz viel Lob vom Zuchtverband hatte ich deutlich mehr Krankheiten. Für unseren Betrieb hat es sich gelohnt, die offiziellen Zahlen zu hinterfragen.“, so Aller. Die Kühe sehen gut aus und sind gesund. Milchfieber kommt ihm wie ein Fremdwort aus vergangenen Zeiten vor. Die Anzahl an Fruchtbarkeitsstörungen ist deutlich gesunken.

„Das, was hier steht, ist bezahlt.“, sagt Randy Aller während er auf Stallungen, Maschinen und Ländereien zeigt. Es drückt nicht nur den Stolz auf das Geleistete aus, sondern auch das Streben nach Autonomie und Kontrolle über die eigenen Tätigkeiten. Und es symbolisiert den Wunsch, aus dem Hamsterrad des ‚Immer mehr und weiter so wie bisher’ Schritt für Schritt auszusteigen. Beeindruckt von den Erkenntnissen der Hofbesichtigung war auch Joachim Boesen vom BDM Saarland: „Wir haben heute viel gesehen, was wir anders gelernt haben.“ Wie wahr.

„Unser Ziel ist es jenseits der ideologischen Debatte ‚konventionell versus bio’ Möglichkeiten für einen besseren Umgang mit Mensch und Tier in der Landwirtschaft aufzuzeigen und dabei auch Menschen in anderen Regionen der Welt nicht zu vergessen“, so Barbara Hilgers vom Vorstand der Aktion 3 .Welt Saar, die die Besichtigung organisiert hatte. 


Hintergrundinformation:
Die Hofbesichtigung fand im Rahmen des Projektes „ERNA – Für eine faire Landwirtschaft weltweit“ statt. ERNA steht für ERnährungssicherheit und NAchhaltigkeit.  In dem Projekt, in dem auch der BDM mitwirkt, vernetzt die Aktion 3 .Welt Saar Bauern, 3.Welt Engagierte, Naturschützer und - bundesweit einzigartig – Gewerkschaften. Bereits 2013 hatten die Aktion 3.Welt Saar und der BDM die bundesweit vielbeachtete vierseitige Flugschrift „Milch billiger als Wasser“ herausgegeben.  Dort heißt es u.a. „Nach Berechnungen des Julius-Kühn-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen; Groß Lüsewitz) könnten einheimische Futterpflanzen bei gleich bleibendem Fleischkonsum rund 60% Soja ersetzen.“

Am 20. August 2015 berichtete die Opens external link in new windowSaarbrücker Zeitung in der Lokalausgabe Merzig-Wadern über die Feldbegehung bei Randy Aller (PDF).

Eine Aktion im Rahmen unseres Agrarprojektes ERNA

mit Unterstützung von:

gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes
durch Brot für die Welt-Evangelischer Entwicklungsdienst"

Bilder von der Besichtigung des Birkenhofs in Vielbach / Westerwald


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