Rassismus tötet
Am 19.9.1991 wurde Samuel Yeboah in Saarlouis ermordet. Er starb durch einen rassistischen Brandanschlag. Damals gab es mehrere Anschläge gegen Flüchtlinge in Deutschland (Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Rostock etc.). Auch im Saarland gab es mehrere Anschläge auf Flüchtlingswohnungen, den Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausschtellung im VHS Zentrum. Bei zwei Bombenanschlägen auf das Kommunikationszentrum KOMM in Saarlouis und das Landesbüro der Partei Linke Liste (heute "Die Linke") zündeten die Bomben glücklicherweise nicht. Keiner dieser Anschläge wurde jemals aufgeklärt. Die Stadt Saarlouis verweigert bis heute ein öffentliches Gedenken im Stadtbild von Saarlouis.
29 Jahre lang haben die prägenden saarländischen Parteien im Landtag und im Stadtrat von Saarlouis sowie die Polizei und Justiz das Offensichtliche geleugnet, ausgesessen, verharmlost und weg retuschiert: Den Mord an dem Flüchtling Samuel Yeboah am 19.9.1991 in Saarlouis durch politische Brandstiftung. 2020, fast 30 Jahre später, geht die Bundesanwaltschaft dem Verdacht auf Mord mit rechtem Hintergrund nach. Am 4.4.2022 wurde ein stadtbekannter Neonazi als Verdächtiger festgenommen.
Als Aktion 3.Welt Saar haben wir zusammen mit dem Saarländischen Flüchtlingsrat und der Antifa Saar nicht aufgehört an den Fall Samuel Yeboah zu erinnern, gegen den Widerstand der Stadt Saarlouis. Die Stadt betreibt ein ‚Erinnern ohne Vergangenheit‘. Offiziell möchte man an Samuel Yeboah erinnern, aber man klammert die eigene 30 Jahre lang währende Vertuschung und Verharmlosung aus und ebenso die Diffamierung der wenigen, die kontinuierlich an Samuel Yeboah erinnert haben. Bis heute schweigt der Saarlouiser Oberbürgermeister Peter Demmer (SPD) zu den Vorfällen, anlässlich des 30jährigen Gedenktages ist er nirgends in Erscheinung getreten.
Mit dem jetzt anstehenden Prozess ist der Fall aber noch nicht vorbei. Wir fordern daher:
1. Die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses: So wie die saarländische Polizei ihre Fehler aus der Vergangenheit aufarbeitet, gilt es das Versagen der Politik näher zu beleuchten.
2. Akteneinsicht: Um sich unabhängig über die Vorgänge ein Bild machen zu können, sollten die Akten des Falls zugänglich gemacht werden.
3. Anbringung einer Gedenktafel am Rathaus Saarlouis. Seit dem 10-jährigen Gedenken von 2001 gibt es eine in Sandstein gehauene Gedenktafel mit der Inschrift „In Erinnerung an Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana. Am 19.9.1991 durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet.“ Die Tafel wurde damals am Rathaus angebracht und postwendend durch die Stadt wieder entfernt.
Die gleiche Stadt Saarlouis, die sich seit 30 Jahren mit dem Gedenken an Samuel Yeboah so schwer tut - bis heute verweigert sie das Aufhängen einer Gedenktafel am Rathaus oder in der Innenstadt - gedenkt ebenso wenig der Opfer des Schlächters Paul von Lettow-Vorbeck, der in Saarlouis geboren wurde. Bis heute hängt eine Tafel an seinem Geburtshaus in der Innenstadt, bei der auf Initiative der Aktion 3.Welt Saar e.V. die Glorifizierung seiner "Heldentaten" gestrichten wurde - aber über seine Morde und über seine Opfer wird weiter geschwiegen.
„Hamsterrad der Bagatellisierung“
Artikel aus dem saarländischen Magazin Forum vom 23.08.2024.
Was hier verhandelt wird, lässt ihm bis heute keine Ruhe
Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 06. Juli 2024 (als PDF).
Prozessbeobachtung zum Mord an Samuel Yeboah: 2. Prozess
Die Berichte der Prozessbeobachter:innen der Aktion 3.Welt Saar e.V.
Angeklagt in diesem 2. Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz (4.Strafsenat) ist Peter St. wegen Beihilfe zu Mord an Samuel Yeboah sowie wegen Beihilfe zu versuchtem Mord in 20 Fällen. Samuel Yeboah aus Ghana war bei einem rassistischen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in Saarlouis am 19. September 1991 ums Leben gekommen. Damals wurden die Ermittlungen nach kurzer Zeit eingestellt, in der rechten Szene wurde kaum ermittelt. In den Baseballschlägerjahren der neunziger gab es im Saarland zwei Dutzend weitere rassistische Brand-, Mord- und Bombenanschläge, die nie aufgeklärt wurden.
Im 1. Prozess wurde im Oktober 2023 nach 48 Prozesstagen der Angeklagte Peter S. nach Jugendstrafrecht zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt. Der jetzige Angeklagte, Peter St., wurde im ersten Prozess von mehreren Zeugen und Zeuginnen – darunter ehemalige Gesinnungsgenossen - als Kopf der rechten Saarlouiser Skinheadszene geschildert.
Zweiter Prozess wegen Mord an Samuel Yeboah beginnt am 27. Februar 2024 vor dem OLG Koblenz
Anführer der Saarlouiser Nazi-Szene vor Gericht
Politisch sitzt auch das saarländische Staatsversagen auf der Anklagebank
hier geht es zur Pressemitteilung der Aktion 3. Welt Saar e.V. vom 24.Februar 2024
Verurteilung im Mordprozess Samuel Yeboah
Saarbrücker Hefte Nr. 128 (Winter 2023/24)
Verurteilung im Mordprozess Samuel Yeboah
Der Anfang ist gemacht – die Aufarbeitung des saarländischen Staatsversagens geht weiter
Von Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar e.V.
Der Prozess im Mordfall Samuel Yeboah ist am 09. Oktober 2023 in Koblenz beendet worden. Der Angeklagte wurde zu sechs Jahren und zehn Monaten Haft nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Über den Prozessverlauf und was daraus kann man hier nachlesen PDF.
Prozessbeobachtung zum Mord an Samuel Yeboah:
Die Berichte der Prozessbeobachter:innen der Aktion 3.Welt Saar e.V.
Zum Hintergrund:
Angeklagt ist der mutmaßlichen Mörder von Samuel Yeboah. Der Flüchtling aus Ghana war bei einem rassistischen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in Saarlouis am 19. September 1991 ums Leben gekommen. Damals wurden die Ermittlungen nach kurzer Zeit eingestellt, in der rechten Szene wurde kaum ermittelt.
„Der juristische Prozess ist zu Ende, der politische nicht“ Artikel in der AK Konkret, Dez. 2023
Mordfall Yeboah – Ein jahrzehntelanger Kampf für Gerechtigkeit
Artikel von Alexander Stallmann in der AK Konkret, Zeitung der Arbeitskammer des Saarlandes, Dezember 2023
Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar, hat zusammen mit weiteren Aktivisten jahrelang dafür gekämpft, dass die Täter sich vor Gericht verantworten müssen. In der AK-Konkret erklärt er, weshalb der Prozess ein Erfolg, der Fall Yeboah damit aber noch lange nicht abgeschlossen ist.
Artikel als PDF.
"Ein seltener Erfolg für Antifaschist:innen" Artikel in den AIB 141, 4/2023
ANTIFA INFOBLATT – YEBOAH ARTIKEL
"Obwohl auch sie über die Oberflächlichkeit der Ermittlungen im rechten Milieu schier verzweifelt schienen, sprachen sie Staatsanwälte und Kripobeamte von damals quasi frei."
Ein guter Kommentar von Thomas Gerber zu dem Gerichtsurteil.
Weitere Berichte vom Deutschlandfunk, Deutsche Welle, Tagesschau, ZDF, MiGAZIN oder Badische Zeitung.
Gegen ein Erinnern ohne Vergangenheit: Aktion 3. Welt Saar, Saarländischer Flüchtlingsrat und Antifa Saar veröffentlichen am 19.09.2023 in der Saarbrücker Zeitung eine Anzeige im Fall Samuel Yeboah.
Prozess um Mord an Asylbewerber vor 32 Jahren
Bericht der Deutschen Welle vom 19.09.2023.
Prozess zum Mord an Samuel Yeboah
Bericht aus der August-Ausgabe von der rechte rand als PDF.
Einsetzung Untersuchungsausschuss zu Samuel Yebaoh im saarländischen Landtag
Am 21.6.2023 hat der saarländische Landtag in seiner Plenarsitzung einstimmig die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses beschlossen: Unter dem Titel „Umgang der saarländischen Behörden mit dem Brandanschlag vom 19. September 1991 in Saarlouis-Fraulautern und mit weiteren ausländerfeindlichen Straftaten sowie deren Opfern zu Beginn der neunziger Jahre im Saarland“ sollen die Versäumnisse der 90er Jahre im Umgang mit rassistisch motivierten Brandanschlägen aufgearbeitet und mögliche Handlungsempfehlungen für heute gegeben werden. Der gemeinsame Antrag der SPD und CDU kann hier heruntergeladen werden.
Berichte dazu im Saarländischen Rundfunk hier und hier, Luxemburger Wort und Frankfurter Rundschau.
Saarbrücker Hefte Nr. 127, 14.06.2023:
Mühsame Aufklärung »Halbzeit« beim Mordprozess Samuel Yeboah
Von Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar e.V.
Der Artikel zieht eine Zwischenbilanz im Koblenzer Prozess, der seit November 2022 läuft. 30 Jahre lang haben Justiz, Parteien, Bürgermeister und Polizei eine Politik des Verschweigens und Aussitzens betrieben und sich gegen jeden Aufklärungsversuch regelrecht verbarrikadiert. Der saarländische Landtag strebt jetzt mit der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses eine politische Aufarbeitung an. Das Pro und Contra dazu ist dem Artikel ebenfalls zu entnehmen.
Hier geht es zum Artikel (pdf) oder online bei den Saarbrücker Heften.
Die saarländische Ministerpräsidentin, Anke Rehlinger, bezeichnet den Mord an Samuel Yeboah als das, was er ist, einen rassistischen Mord
Sehr gut. Gut auch ihre Ankündigung eines Entschädigingsfonds für Opfer rassistischer und antisemitischer Gewalttaten. Die Aufarbeitung, vor allem auch darüber, warum die Polizei nicht ermittelte und die Naziumtriebe in Saarlouis immer bagatellisierte, wird den angekündigten Untersuchungsausschuss sehr spannend machen.
- Untersuchungsausschuss
- Entschädigung der Opfer
- und das Aufstellen einer Gedenktafel an zentraler Stelle in Saarlouis
sind Forderungen der Aktion 3. Welt Saar, der Antifa Saar und des Saarländischen Flüchtlingsrates.
siehe SR vom 13.06.2023
"Baseballschlägerjahre in Saarlouis" - Artikel aus der Saarbrücker Zeitung vom 21.03.2023
Der Artikel geht auf die Situation in den 90er Jahren in Saarlouis ein und geht der Frage nach, ob die Polizei auf dem rechten Auge blind war.
Artikel als PDF.
Saarbrücker Hefte Nr. 126, 01.02.2023:
"OLG Koblenz verhandelt Mord an Samuel Yeboah"
Saarländisches Staatsversagen mit auf der Anklagebank
Von Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar e.V.
Der Artikel nimmt eine Einschätzung vor und beschäftigt sich mit dem saarländischen Staatsversagen: Polizei, Justiz und Parteipolitik haben 30 Jahre lang den rassistischen Mord geleugnet und sahen kein Neonaziproblem in Saarlouis. Wie sich jetzt durch den Mordprozess in Koblenz quasi bei jeder Zeug:innen - Vernehmung heraus stellt: Eine 100prozentige Fehleinschätzung.
Hier geht es zum Artikel (pdf)
Prozessbeginn am 16.11.2022 vor dem Oberlandesgericht Koblenz
Pressemitteilung:
Kein Schlussstrich!
Entschädigung der Überlebenden des Brandanschlags
Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses
Offenlegung aller Akten des Verfassungsschutzes und der Polizei
Berichte zum Prozessauftakt: tagesschau, ZDF, Saarländischer Rundfunk, SWR, endstation rechts, domradio, stern, Belltower news, Frankfurter Allgemeine, taz, infomigrants, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau.
Podcast des Saarländischen Rundfunks zu dem Fall.
Regelmäßig aktualisierte Infos zum Prozess gibt es bei NSU Watch auf Twitter:
https://twitter.com/nsuwatch/status/1600124745701216256
Der Mord an Samuel Yeboah – über Nazi-Terror und das Versagen der Behörden im Saarland
Ein ausführlicher Beitrag der Antifa Saar.
Der gewaltsame Tod des Samuel Yeboah
„Wir gedenken Samuel Yeboah – Kein Schluss-Strich“
Redebeitrag von Roland Röder, Aktion 3.Welt Saar e.V., bei der Kundgebung am Tatort des Mordanschlages, 19.9.22, Saarlouis
Hier geht es zum Redebeitrag
Artikel: Rechtsextreme Gewalt - Erinnern ohne Vergangenheit
Reportage "Den Namen pfeifen die Spatzen von den Dächern"
Interview mit Roland Röder von der Aktion 3.Welt Saar e.V.
"Festnahme nach mehr als 30 Jahren"
Festnahme im Mordfall Samuel Yeboah - SR Aktueller Bericht vom 04.04.2022
"Nach 31 Jahren wird ein bekannter Neonazi festgenommen"
SR, Aktueller Bericht zu Samuel Yeboah, 19.09.21
BILD berichtete am 19.09.2021
Erinnerung an Brandanschlag - Zoff um Info-Tafelfür Samuel Yeboah
Demonstration, 18.09.2021 Saarlouis
30. Jahrestag des rassistischen Mordes an Samuel Yeboah
Vor 30 Jahren wurde Samuel Yeboah in Saarlouis ermordet. Bis heute sind die Täter nicht gefasst, Jahrzehnte schwieg die Stadt dazu. Um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen findet eine Demonstration unter dem Motto "Kein Schlussstrich! Aufklären. Einmischen. Konsequenzen ziehen." statt. Die Aktion 3.Welt Saar e.V. unterstützt die Demonstration und ruft zur Teilnahme auf. [...mehr]
Audiomitschnitt
Gedenktafel für ermordeten Samuel Yeboah in Saarlouis
Aktion 3.Welt Saar e.V. bietet OB Demmer (SPD) Übergabe an
Pressemitteilung der Aktion 3.Welt Saar e.V., 14. September 2021 [...mehr]
Interview vom 17.09.2021 City Radio Saarland: 30 Jahre nach Brandanschlag: Aktion 3. Welt Saar fordert Gedenktafel für Samuel Yeboah
30 Großflächenplakate gegen das Vergessen
Am 13. August startet die gemeinsame Öffentlichkeitskampagne von Aktion 3. Welt Saar e.V. und Saarländischer Flüchtlingsrat e.V.: „Rassismus tötet – in Erinnerung an Samuel Yeboah, ermordet in Saarlouis am 19. September 1991.“ [...mehr]
Der SR3 berichtete über die Plakatkampagne am 13.08.2021
Tagesthemen, 08.04.21 Gedenken an Samuel Yeboah
Nach 30 Jahren hat sich endlich auch die Stadt Saarlouis bequemt eine Haltung einzunehmen und will das Verschweigen und Kleinreden hinter sich lassen. Unser Geschäftsführer Roland Röder wurde auch dazu interviewt, stellvertretend für die Aktion 3. Welt Saar und den Saarländischer Flüchtlingsrat e.V. Beide Organisationen haben zusammen mit der Antifa Saar in den letzten Jahrzehnten stetig dafür gekämpft, dass dieser rassistische Mord nicht in Vergessenheit gerät und totgeschwiegen wird. Die hier abgebildete Gedenktafel wurde zum 10-jährigen Todestag von Samuel Yeboah am Rathaus Saarlouis angebracht, wo sie nach wenigen Stunden von der Stadt wieder entfernt wurde. Deswegen prozessierte die Stadt Saarlouis vier (!) Jahre, gewann, und wir haben die Strafe von 134,50€ bezahlt. Das Gedenken war damals nicht erwünscht, vielleicht kommt jetzt endlich Bewegung in die Sache.
Audiomitschnitt: Endlich - im Mordfall Samuel Yeboah wird jetzt wegen Mord ermittelt
SR3, 06.08.2020: Interview mit Roland Röder (Aktion 3.Welt Saar / Saarländischer Flüchtlingsrat)
SR, Aktueller Bericht, Bericht über Samuel Yeboah, 06.08.20
„Neue Ermittlungen im Fall Yeboah“
05.08.2020, SR, Thomas Gerber: „Neue Ermittlungen im Fall Yeboah“
25. Todestag von Samuel Yeboah
2016 Kranzniederlegung und Gedenken zum 25. Todestag von Samuel Yeboah
mit Aktion 3.Welt Saar und Saarländischer Flüchtlingsrat
"Im Stadtbild von Saarlouis erinnert nichts an Samuel Yeboah"
SR2-Interview mit Roland Röder, Aktion 3.Welt Saar, 19.09.2016
"Tod durch Brandstiftung - der Fall Samuel Yeboah"
Beitrag im Länderreport auf Deutschlandradio Kultur am 15.9.2016 von Tonia Koch
Demonstration zum 20. Todestag von Samuel Yeboah
Redebeitrag von Peter Nobert für die Aktion 3.Welt Saar und den Saarländischen Flüchtlingsrat