Vortrag, 8. Juni, Darmstadt (UPDATE 07.07.2016: Vortrag beginnt um 18:30h und nicht um 18:00h)
Referent: Klaus Blees (Aktion 3. Welt Saar):
Mittwoch, 8. Juni um 18:30 Uhr
Schlosskeller, Marktplatz 15, Darmstadt
Veranstalter: Referat für politische Bildung im AStA der TU Darmstadt
im Rahmen der Ringvorlesung Sommer 2016, Emanzipation und Identität.<link www.asta.tu-darmstadt.de/asta/de/termine/2711-vortrag-mit-klaus-blees-aktion-3-welt-saar-wie-kritisch-ist-critical-whiteness-zur _blank external-link-new-window> (Mehr…)</link>
Vertreter der Critical Whiteness (CW), der Kritischen Weißseinsforschung, haben in zentralen Punkten Recht. So ist es wichtig, zu lernen, auch bei weißen Antirassisten vorhandene, oft unbewusste rassistischen Stereotype selbstkritisch zu erkennen und wahrzunehmen und nicht mit der bequemen Floskel, alle Menschen seien gleich und man selber habe mit rassistischen Einteilungen nichts zu tun, zu übertünchen.
Jedoch sind – im Gegensatz zum Anspruch der CW-Anhänger, etwas Neues in den antirassistischen Diskurs eingebracht zu haben – derartige Forderungen nach selbstkritischer Reflexion nicht ihre Erfindung, sondern waren zuvor schon Bestandteil der Rassismuskritik. Die Behauptung, bis dato übersehene Lücken und blinde Flecken im antirassistischen Diskurs erstmals sichtbar gemacht zu haben, dient den CW-Vertretern dazu, ihren Ansatz als originell zu verkaufen.
CW lässt sich zunächst einmal zugute halten, den Blick hierauf erneut geschärft zu haben. Doch bleiben einflussreiche Teile der CW nicht bei der Analyse subtiler rassistischer Strukturen stehen, sondern fallen im Gegenteil hinter die emanzipatorischen, herrschaftskritischen Ansätze des klassischen Antirassismus zurück: Sie führen durch die Hintertür biologistische Kategorien wieder ein. Weiße sind nach ihrem Verständnis an sich in einer privilegierten Situation. Ihnen wird das Recht abgesprochen, aus sich heraus eine kritische Position zum Rassismus einzunehmen. Die Definitionsmacht, was rassistisch ist und was nicht, wird ausschließlich Menschen nichtweißer Hautfarbe, den „People of Color“, zugestanden. Deren Definitionen dürfen nicht kritisch hinterfragt werden, Weiße müssen sich ihren Urteilen bedingungslos unterwerfen. Doch „People of Color“, etwa Flüchtlingsaktivisten, die mit der CW-Ideologie nicht vertraut sind und deren Jargon nicht kennen, werden ebenfalls gemaßregelt und auf die Sprachregelungen der CW verpflichtet.
Der Vortrag setzt sich vor allem mit dieser Rückkehr biologistischer Kategorien im Gewand des Antirassismus auseinander, als einem Rassismus mit umgekehrtem Vorzeichen. Diese Ausformung von CW wird als Neuauflage des Kulturrelativismus im modernen Gewand analysiert. Denn Kulturrelativisten schreiben bereits seit Jahrzehnten „nichtwestlichen“ Lebensweisen einen positiven Wert an sich zu, unabhängig davon, was diese Kulturen an Unterdrückungsstrukturen für ihre „ihre Mitglieder“ beinhalten.
Klaus Blees ist Mitarbeiter im Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar. Unter dem Titel
„Wir teilen den sprachlichen Rigorismus nicht“ erschien 2015 ein
Interview zur kritischen Weißseinsforschung in der Zeitschrift Phase 2 (Heft 51) mit Klaus Blees und Roland Röder von der Aktion 3.Welt Saar.
Zu dem Schwerpunktthema finden sich mehrere Beiträge in dem aktuellen Heft von Phase 2(Heft 51)
<link file:4835 _blank>Hier geht es zum Interview (pdf)</link>