Die aktive und gewalttätige Neonaziszene in Saarlouis wurde als ein Jugendproblem dargestellt, das mit Sozialarbeitern gelöst werden kann. Das hat nicht geholfen, im Gegenteil. Dass jetzt, nach über 30 Jahren, ein stadtbekannter Neonazi als Verdächtiger festgenommen wurde, werten wir als Erfolg.
Als Aktion 3.Welt Saar haben wir zusammen mit dem Saarländischen Flüchtlingsrat und der Antifa Saar nicht aufgehört an den Fall Samuel Yeboah zu erinnern, gegen den Widerstand der Stadt Saarlouis. Die Stadt betreibt ein ‚Erinnern ohne Vergangenheit‘. Offiziell möchte man an Samuel Yeboah erinnern, aber man klammert die eigene 30 Jahre lang währende Vertuschung und Verharmlosung aus und ebenso die Diffamierung der wenigen, die kontinuierlich an Samuel Yeboah erinnert haben. Bis heute schweigt der Saarlouiser Oberbürgermeister Peter Demmer (SPD) zu den Vorfällen, anlässlich des 30jährigen Gedenktages ist er nirgends in Erscheinung getreten.
Mit dem jetzt anstehenden Prozess ist der Fall aber noch nicht vorbei. Wir fordern daher:
1. Die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses: So wie die saarländische Polizei ihre Fehler aus der Vergangenheit aufarbeitet, gilt es das Versagen der Politik näher zu beleuchten.
2. Akteneinsicht: Um sich unabhängig über die Vorgänge ein Bild machen zu können, sollten die Akten des Falls zugänglich gemacht werden.
3. Anbringung einer Gedenktafel am Rathaus Saarlouis. Seit dem 10-jährigen Gedenken von 2001 gibt es eine in Sandstein gehauene Gedenktafel mit der Inschrift „In Erinnerung an Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana. Am 19.9.1991 durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet.“ Die Tafel wurde damals am Rathaus angebracht und postwendend durch die Stadt wieder entfernt.
Reportage "Den Namen pfeifen die Spatzen von den Dächern"
Luxemburger Wort, 09.04.2022
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