Hinweis

Wir veröffentlichen diesen Text zur Dokumentation der Reaktionen, die unsere Flugschrift "Hilfsbusiness in Palästina - Vorsicht, die Helfer kommen" (PDF) Ende 2013/Anfang 2014 hervorgerufen hat. Hier finden Sie Opens internal link in current windowweitere Reaktionen.

*Entgegnung zum Artikel „Amnesty International und die `troubled waters´“ in der Flugschrift „Vorsicht die Helfer kommen!“ der Aktion 3.Welt Saar*

Berlin, Februar 2014

In dem Artikel „Amnesty International und die ‚Troubled Waters‘“ unterstellt die Redaktion der Flugschrift Amnesty International Einseitigkeit und behauptet, Amnesty rechne in dem Bericht /´Troubled Waters – Palestinians Denied Fair Access to Water` /„teilweise mit falschen Zahlen“. Welche Zahlen das sein sollen, wird nicht aufgeführt. Stattdessen arbeitet der Artikel selbst mit falschen Behauptungen, die wir hier richtig stellen wollen.

In dem Bericht schreibt Amnesty International, dass der palästinensische Pro-Kopf-Wasserverbrauch bei etwa 70 Litern pro Tag liegt und den Palästinensern in einigen ländlichen Gemeinden nur 20 Liter pro Kopf und Tag zur Verfügung stehen, während sich der israelische Wasserverbrauch pro Person und Tag auf etwa – nicht „über“ wie in dem Artikel behauptet wird – 300 Liter beläuft.

Zu diesen Zahlen schreibt die Aktion 3. Welt Saar: „Offen bleibt dabei, woher Amnesty überhaupt die Verbrauchszahlen hat – eine Quelle für sie wird im Bericht nämlich nicht genannt.“ Amnesty bezieht sich bei diesen Angaben auf den Bericht der Weltbank „/Assessment of Restrictions on Palestinian Water Sector Development/“, der in dem Amnesty-Bericht mehrfach zitiert wird. Lediglich in der Einleitung, aus der die Aktion 3. Welt-Saar zitiert, gibt es keine entsprechende Endnote. Wer den Amnesty-Bericht zu Ende liest, wird erkennen, dass Amnesty International ihre Angaben auf nachprüfbare Quellen stützt.

Die Aktion 3. Welt Saar zitiert dagegen andere Zahlen des Palestinian Central Bureau of Statistics, die scheinbar den Amnesty/Weltbankzahlen widersprechen. Die Gegenüberstellung ist aber irreführend. Die geringeren Zahlen im Amnesty-Bericht beziehen sich auf den Trinkwasserkonsum der Haushalte, die höheren Zahlen des Palestinian Central Bureau of Statistics beziehen sich auf das Gesamtwasser, enthalten also auch industrielles und landwirtschaftliches Brauchwasser.

Eine weitere Behauptung in dem Artikel ist schlicht falsch. In der Flugschrift steht: „Zum anderen ist die Abwasserbehandlung in den palästinensischen Gebieten noch immer unzureichend. Denn das verbrauchte Wasser wird zu zwei Dritteln ohne weitere Behandlung in die Bäche und Flüsse geleitet, sickert ins Grundwasser ein, aber Amnesty geht über all dies hinweg und wirft Israel noch vor, über 80 Prozent der einzigen palästinensischen Wasserbezugsquelle im Westjordanland für sich zu beanspruchen.“ Amnesty International geht mitnichten über all dies hinweg, sondern stellt diese Problematik im kritisierten Bericht ausführlich im Kapitel „/Sewage Disposal Malpractice – Endangering Water Resources/“ (Unregelmäßigkeiten bei der Abwasserentsorgung – Gefährdung von Wasserressourcen) dar. Und schließlich richtet Amnesty International nicht nur Empfehlungen und Forderungen an die israelischen Behörden, sondern sowohl an die palästinensischen Behörden (Seite 87f.) als auch an die internationalen Geldgeber (Seite 88f).

Weiter heißt es in der Flugschrift: „Die Menschenrechtsorganisation hat sich in hohem Maße auf palästinensische Angaben gestützt, ohne sie zu überprüfen.“ Ein kurzer Blick in die Endnoten des Berichts zeigt, dass auch diese Behauptung nicht den Tatsachen entspricht. Hier werden u.a. das Israeli Ministry of Environmental Protection genannt (z.B. Endnote 16 und 17), das Israeli Central Bureau of Statistics (z.B. Endnote 18), das israelische Außenministerium bzw. die israelische Wasserbehörde (z.B. Endnote 28, 78) und die Weltbank (z.B. Endnote 23, 25, 27).

Wer sich selbst ein Bild von dem Bericht machen will – der übrigens 2009 erschienen ist und nicht 2010, wie im Artikel behauptet – kann ihn hier nachlesen: _

www.amnesty.org/en/library/info/MDE15/027/2009_.

Ruth Jüttner
Referentin Mittlerer Osten und Nordafrika
Amnesty International

Per E-Mail am 20. Februar 2014