Offener Brief zur Aktion 3.Welt Saar Flugschrift, Januar 2013

Offener Brief zur Aktion 3.Welt Saar Flugschrift, Winter 2014

Vorsicht die Helfer kommen! NGOs zwischen Hilfe und Hilfsbusiness - in Palästina und anderswo

Mit viel Unverständnis haben wir in der Ausgabe der taz, die tageszeitung, vom 20. Dezember 2013 die Beilage „Vorsicht, die Helfer kommen“ der Aktion 3. Welt Saar rezipiert. Der Text findet sich im Internet unter

www.a3wsaar.de/aktuelles/details/d/2013/12/22/neue-flugschrift-der-aktion-3welt-saar-vorsicht-die-helfer-kommen/

Unter dem Deckmantel einer in vielen Fällen berechtigten Kritik an undemokratisch bis rassistischem Vorgehen entwicklungspolitischer NGOs, unternehmen die Verfasser dieser Flugschrift Lobbyismus für die Politik des Staates Israel. Es geht den Autoren ganz offensichtlich nicht um den im allgemeinen Teil benannten Missstand.

So fällt auf, dass die in der „Flugschrift“ benannten NGOs als Beispiel dafür überhaupt nicht geeignet sind. Weder die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) – Teil der Friedensbewegung – noch Amnesty international – politische Gefangene, Menschenrechte – haben mit der sogenannten „Entwicklungshilfe“ überhaupt etwas zu tun. Dagegen fanden beide mit Kritik an den Menschenrechtsverletzungen des Staates Israel und der Unterdrückung der Palästinenser/innen ein beachtliches Echo in der Öffentlichkeit. Damit die Aktion 3. Welt Saar die beiden NGOs trotzdem ins Raster ihrer Wahrnehmung pressen und so in ein schiefes Licht rücken kann, verdrehen die Verfasser die Fakten in grober Weise.

Der Mitverfasser dieser Flugschrift, Alex Feuerherdt, hatte schon beim Neujahrsempfang 2013 der Aktion 3. Welt Saar zu diesem Thema einen Vortrag gehalten, dessen Inhalt Basis der Flugschrift ist. Im Gespräch danach war keine Diskussion mit ihm zu den aufgestellten Behauptungen möglich, daraufhin erscheint jetzt diese Version gedruckt.

Herr Feuerherdt hat in der Flugschrift die humanitären Hilfskräfte in den palästinensischen Gebieten so dargestellt, als ob diese im schönsten Land dieser Welt Urlaub machten. Er behauptet, es gebe dort keine Friedensorganisationen und die Palästinenser gingen zudem verschwenderisch mit Wasser um. Weiter wird die Behauptung aufgestellt, dass die in der Region tätigen NGOs ein materielles Interesse an der Fortsetzung der gegenwärtigen Zustände (also des Nahostkonflikts) haben. Zum Übergriff der israelischen Marine auf die Free-Gaza-Flotte, der im Mai 2010 in internationalen Gewässern geschah, verbreitet er die israelische Version der Geschehnisse und erwähnt nicht, wer die neun Menschen getötet hat. Durch den Artikel ziehen sich die bekannten antideutschen Versatzstücke: Die Motivation der NGOs sei „vor allem eine gegen Israel gerichtete, die antisemitische Züge trägt“, der Troubled-Waters-Bericht von amnesty international wird als „durch und durch ideologisches Traktat, mit dem Israel eindeutig verteufelt wird“ dargestellt. Gerade das Thema Nahostkonflikt, das immer wieder auch innerhalb von pax christi und anderen Friedensorganisationen intensiv diskutiert wird, sollte aber weiter offen im Diskurs behandelt werden, anstatt sich die Position einer einzigen Seite zu eigen zu machen. So wird nicht zu einer diesen Namen verdienenden Friedenslösung beigetragen, sondern die Gräben im Konflikt werden weiter vertieft. Von einer Position wie „Wir weigern uns, Feinde zu sein“, ist dies meilenweit entfernt. In diesem Sinne haben sich sowohl Evelyn Hecht-Galinski (siehe Opens external link in new window

www.nrhz.de/flyer/beitrag.php

) als auch die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (siehe Opens external link in new window

www.juedische-stimme.de

) in ihren jeweiligen Repliken zu der Flugschrift geäußert

Im KulturOrt Mario Andruet, im FriedensNetz Saar und anderen saarländischen Friedensgruppen ist die Situation in den palästinensischen Gebieten und in Israel immer wieder ein Thema, das in zahlreichen Veranstaltungen mit unterschiedlichen Facetten diskutiert wird.

Es wäre gut, wenn die Herausgabe derartiger, inhaltlich einseitiger Flugschriften unterbleiben würde und man zu einer offenen Diskussion, unter Berücksichtigung der Anliegen beider Seiten fände. Dafür setzen wir uns ein und bitten um weitere Unterstützung hierbei.

Waltraud Andruet , pax christi saar, Saarwellingen
Thomas Hagenhofer,  FriedensNetz Saar und DKP Saarland, Saarbrücken
Hans-Hermann Bohrer, Mitglied von Attac Untere Saar, Losheim am See