Zur Diskussion um die Studie 'Zwangsverheiratung in Deutschland'

Richtige Kritik an Ministerin Schröder rechtfertigt keine Verharmlosung. Dunkelziffer nicht berücksichtigt.

„Bundesfamilienministerin Schröder wegen ihrer Fehlinterpretation der Fallzahlen der Studie 'Zwangsverheiratungen in Deutschland' zu kritisieren, ist zwar richtig, wird aber zur Verharmlosung der Dimensionen von Zwangsverheiratung instrumentalisiert. Tatsächlich ist von einer viel höheren Zahl auszugehen, als öffentlich verbreitet.“ So kommentiert Alex Feuerherdt vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar die Stellungnahme von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der Studie zu Äußerungen Schröders, im Jahr 2008 hätten Beratungsstellen 3443 Fälle von Zwangsverheiratungen registriert. Die von zahlreichen Medien aufgegriffene Stellungnahme wirft Schröder vor, Mehrfachzählungen von Betroffenen, die mehr als eine Beratungsstelle aufgesucht haben, nicht zu berücksichtigen. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt und wertet Befragungsdaten aus 830 Beratungseinrichtungen aus (<link goo.gl/5BKCC _blank external-link-new-window>

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Aus Sicht der Aktion 3.Welt Saar zielt die Kritik am Kern vorbei, denn sie unterschlägt, dass von 1445 angeschriebenen Beratungseinrichtungen ein erheblicher Teil nicht geantwortet hat. Außerdem konnten nur solche Betroffene erfasst werden, die die hohe Schwelle überwanden, eine Beratung aufzusuchen. „Folglich ist von einer sehr hohen Dunkelziffer auszugehen, die Gesamtzahl dürfte die veröffentlichte Fallzahl sogar deutlich übersteigen“, so Alex Feuerherdt.

Ebenso relativieren die Kritiker/innen die Rolle der muslimischen Religionszugehörigkeit des überwiegenden Teils betroffener Familien. „Auch dies geht an der Sache vorbei“, so Alex Feuerherdt: „Zwar ist Religion nicht die Ursache von Praktiken wie Zwangsverheiratung, aber sie dient häufig deren Legitimation und trägt damit wesentlich zu ihrer Durchsetzung und Aufrechterhaltung bei.“

Hintergrundinformation:
Die Aktion 3.Welt Saar ist eine allgemeinpolitische Organisation, die bundesweit arbeitet. Ihren Sitz hat sie im Saarland. Sie engagiert sich seit 1982 in der Lobbyarbeit für Flüchtlinge, arbeitet mit im Vorstand des Saarländischen Flüchtlingsrates. Aktuell führt sie mit Unterstützung des EFF (Europäischer Flüchtlingsfonds) das Projekt „Islamismus zurückdrängen - Menschenrechte wahren“ durch.


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