Diskussion um Böller-Verbot trägt Züge eines Kulturkampfes zur Rettung der Welt

Lustfeindlichen ‚Brot statt Böller’ Appell einstellen und durch ‚Brot UND Böller‘ ersetzen

Deutsche Umwelthilfe und andere verwenden doppelte Standards – Wenig Kritik am Feuerwerk der Besserbetuchten bei Klassikkonzerten oder Rhein in Flammen

Feuerwerk

„Die aktuelle Debatte um ein Böller-Verbot an Silvester hat längst Züge eines Kulturkampfes zur Rettung der Welt angenommen. Ich halte dies für übertrieben und empfehle mehr Gelassenheit“, so Sascha Zenk vom Vorstand der Aktion 3.Welt Saar. „Es ist zwar richtig, dass Feuerwerk die Feinstaubbelastung erhöht und Tiere erschreckt, aber mit der Begründung müsste man jedes Flugzeug und jeden LKW sofort stilllegen sowie Feste wie das Münchener Oktoberfest verbieten. Im Kern ist der Aufruf für ein Verbot von Feuerwerk oder für - Brot statt Böller - lustfeindlich“, so Zenk. Auch, wenn es in der Silvesternacht stellenweise zu Entgleisungen komme, rechtfertige dies kein Totalverbot. Schließlich sei Feiern keine Sünde, sondern gehöre zum Wesen des Menschen. In allen Kulturen – auch in materiell ärmeren – gebe es das Bedürfnis nach Rausch und Verausgabung und für manche die Freude am Feuerwerk. Sinnvoll sei es, das Feuerwerk auf betonierte und asphaltierte baumfreie Plätze zu beschränken.

„Die Deutsche Umwelthilfe und andere legen mit ihrer Verbotsforderung zudem doppelte Standards an. Sie unterscheiden zwischen guten und bösen Feuerwerken. Die Kritik am Feuerwerk setzt erst dann ein, wenn ‚die breite Masse‘ an Silvester Raketen zündet“, so Zenk. Selten kritisiert würden die Feuerwerke der Besserbetuchten, beispielsweise nach Klassik-Open-Air-Konzerten, „Rhein in Flammen“, Heidelberger Schlossbeleuchtung oder das Feuerwerk bei der offiziellen Feier am Vorabend des Jahrestages der Französischen Revolution in Saarbrücken. Bei diesen Feuerwerken werde kein Verbot gefordert. „Der Einsatz für Umweltschutz führt ins Leere, wenn er mit einer Leidensmiene und dem moralischen Zeigefinger einher geht“, meint Zenk.

Dass Menschen hungern, obwohl es genügend Nahrungsmittel gibt, liege an deren Verteilung und an der Verwendung als Viehfutter. Hunger sei kein Schicksal, sondern werde gemacht. Um Hunger zu bekämpfen, sei eine andere Agrarpolitik nötig, in der Bauern weltweit einen sicheren Zugang zu Land, Wasser und Saatgut haben. Dafür organisiere die Aktion 3.Welt Saar e.V. am 18. Januar 2025 ab 12 Uhr am Bundeskanzleramt zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin gemeinsam mit über 50 weiteren Agrar- und Umweltorganisationen wieder die Demonstration „Wir haben es satt“ für eine nachhaltige Landwirtschaft. Dazu würden mehrere tausend Teilnehmer:innen erwartet.