Liebe Mitglieder und Aktive der Aktion 3. Welt Saar, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gäste, ich begrüße Euch zum „Novemberfest & Tag der offenen Tür“ hier im Haus der Aktion 3. Welt Saar. In unserer Einladung haben wir unser Haus „Hauptquartier“ genannt. Das mag ein wenig komisch klingen, aber es stimmt schon, es ist der Ort, an dem wir
- uns organisieren
- unsere Debatten für ein gutes Leben führen
- uns um Lösungen streiten für eine bessere Welt
Zugegeben, weil wir überregional organisiert sind, finden unsere Treffen auch immer wieder digital statt. Schließlich handhaben wir so etwas immer pragmatisch.
Mein Name ist Änneke Winckel. Ich bin Büdelsdorf in Schleswig Holstein aufgewachsen und lebe nach einem Jahrzehnt in Marburg seit 23 Jahren in Köln. Wie um alles in der Welt bin ich zur Aktion 3. Welt Saar gekommen und warum bin ich dort im Vorstand?
Dazu gibt es einige Antworten, aber drei verrate ich Ihnen und Euch :
- Ich bin Fußfallfan, genauer HSV-Fan. Ja, ja, ich weiß, 2. Liga, Aufstieg klappt nicht, verliert gegen Elversberg dies das. Vielen Dank an dieser Stelle für eure mitleidigen Blicke. Für irgendwas ist eine ja Fußballfan. Es gibt in diesem Verein eine Fußball-AG. Ihr ahnt, das ist der wichtigste aller Gründe.
- ich engagiere mich im Kampf gegen Antisemitismus – den rechten, den linken, den muslimischen und den der Mitte. Das passt gut zur eindeutigen Haltung der Aktion 3.Welt Saar. Nach dem monströsen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023, das die größte weltweite, antisemitische Hasswelle ausgelöst hat, sind es auch und mit großer Reichweite Fußballfans wie die von Werder Bremen (ja, sie erinnern sich richtig, ich bin HSV-Fan), die an die Geiseln in Hamas-Gewalt erinnern und die antisemitische Gewalt in Europa thematisieren.
- Das führt zum dritten und einem der wichtigsten Gründe, die mich vor über zehn Jahren zur Aktion 3. Welt Saar gebracht haben. Die themenübergreifende Herangehensweise an politische Themen. Ich mag es sehr und es beeindruckt mich immer wieder, dass hier Leute mit sehr unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zu eben diesen unterschiedlichen Themen, aber mit einer sehr ähnlichen Herangehensweise – eben themenübergreifend – arbeiten. Deshalb sind die 14 Themen, die wir in der Bedienungsanleitung vorstellen – sie liegt hier aus für diejenigen, die sie noch nicht kennen sollten – diese 14 Themen sind nicht willkürlich ausgewählt, sondern stehen für die Themen, die die hier Aktiven – zum größten Teil ehrenamtlich – einbringen und bearbeiten.
Ohne überheblich wirken zu wollen, aber die Aktion 3.Welt Saar ist ein Unikat im deutschen Politikbetrieb; auch bei NGOs: Weder sind wir eine Ein-Punkt-Organisation noch haben wir unseren Sitz in einer Stadt. Wir haben unser Hauptquartier sogar auf dem Land, aber arbeiten (wie gesagt) auch noch bundesweit. ohje. Es ist nicht immer leicht, in keine Schublade zu passen….
Alles was wir tun, ist von drei Prinzipien geprägt:
- Menschenrechte:
Wir beziehen uns dabei ausdrücklich auf die französische Revolution von 1789, die den bis dahin rechtlosen „3. Stand“ auf die Tagesordnung der Weltpolitik setzte. - Die Güter der Erde sind für alle da.
Es gibt keinen guten Grund, warum auch nur irgendein Mensch auf der Erde keinen Zugang zu den Gütern der Erde hat. - Wir haben bewusst kein Projekt in der sogenannten 3. Welt
Wir maßen uns nicht an, andere über Tausende Kilometer hinweg zu entwickeln. Wir bringen uns entwicklungspolitisch vor der eigenen Haustür ein. Da liegt genug im Argen.
Deshalb ist es weder ein Widerspruch noch beliebig, wenn wir
- uns gegen Antisemitismus engagieren
- wenn wir uns für eine faire Landwirtschaft weltweit engagieren (ich empfehle die Schnupperlesungen des letzten linken Kleingärtners heute um 18 und 20 Uhr)
- wenn wir uns für Geflüchtete einsetzen
- wenn wir erinnerungspolitische Broschüren schreiben, mit denen zuletzt wieder Schülerinnen und Schüler der Peter-Dewes-Gemeinschaftsschule und des Hochwald-Gymnasiums aus Wadern Ausstellungen entwickelt und vor der Roten Zora gezeigt haben.
- wenn wir die Augen vor Islamismus nicht schließen und seine menschenverachtende Ideologie und Praxis immer wieder thematisieren
- wenn wir uns für die Rechte von Frauen einsetzen – weltweit, wir laden Sie zur Veranstaltung mit Naïla Chikhi ein, die wir Anfang 2025 organisieren werden, Sie forscht und publiziert zu Kopftuchzwang und Frauenrechten.
- wenn wir einen Weltladen betreiben, in dem wir eben nicht nur Kaufladen spielen. Der Weltladen macht 5 bis 10% unserer Arbeit aus. Ohne ihn würde etwas fehlen und das Puzzle Aktion 3.Welt Saar wäre äußerst unvollständig. Und wie soll ich sagen… jedes Mal, wenn ich’s ins Hauptquartier nach Losheim schaffe, ist ein Großeinkauf im Weltladen fällig – dieses Mal passt das terminlich sehr praktisch zum Weihnachtsgeschenkeeinkauf.
Als politische Organisation wollen wir Erfolg haben. Wir wollen etwas erreichen.
Nichts von all dem, was wir tun, tun wir, um uns wie ein Hamster unentwegt im sprichwörtlichen Rad zu drehen.
Ein großer Erfolg unserer Arbeit ist die Aufarbeitung des Mordfalls Samuel Yeboah. Samuel Kofi Yeboah wurde am 19. September 1991 durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet. In den 1990er Jahren gab es im Saarland, als Oskar Lafontaine Ministerpräsident war, rund 20 Mord-, Bomben- Terror- und Brandanschläge gegen Geflüchtete, gegen Linke, gegen Punks. Aufgeklärt wurde davon keiner. Justiz, Polizei und Parteipolitik – aber auch die berühmte schweigende Mehrheit in der Gesellschaft – schauten weg. Da war sicher auch der ein oder andere, der oder die die Anschläge durchaus berechtigt fand.
Das führte zur bequemen Legende des unpolitischen Anschlags, den jugendliche Täter besoffen, fast schon versehentlich, auf keinen Fall jedoch aus politischer Überzeugung begangen haben.
Dem haben wir gemeinsam mit dem Saarländischen Flüchtlingsrat und der Antifa Saar 30 Jahre lang unentwegt widersprochen, so dass niemand im Saarland den Mord einfach vergessen konnte.
Letztlich haben wir durch unsere Beharrlichkeit erreicht
- dass 2020 eine Zeugin ihr Schweigen brach und aussagte
- dass die saarländische Polizei seitdem seriös und vorbildlich ermittelte.
- dass 2022 bis 2024 zwei Verfahren vor dem Oberlandesgericht Koblenz gegen die Täter stattfanden
- dass der saarländische Landtag 2024 einen Untersuchungsausschuss einrichtete
- dass der saarländische Landtag die Stelle eines Anti-Rassismus-Beauftragten einrichtete
- dass medial bundesweit erneut über den Mord und den Prozess gegen den Täter berichtet wurde
In den vergangen 30 Jahren seit dem Mord haben wir immer wieder das Gespräch mit SPD und CDU gesucht und sind zuletzt tatsächlich auf offene Ohren gestoßen – langer Atem kann sich eben doch auszahlen. Aktuell verhandeln wir mit dem neuen Oberbürgermeister von Saarlouis über die Anbringung einer Gedenktafel im Bereich des Rathauses.
Alle 66 Prozesstage in Koblenz haben wir beobachtet, protokolliert und darüber berichtet (die Prozessberichte können Sie/könnt Ihr auf unserer Homepage finden, einige wenige Exemplare liegen auch noch als Ausdruck im Haus zur Einsicht). Wir waren bisher auch zu allen Terminen des Untersuchungsausschusses in Saarbrücken.
Diesen riesigen Aufwand hätten wir ohne unsere Fördermitglieder, die uns den Rücken stärken, nicht leisten können.
Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gäste,
seid herzlich eingeladen, unsere Gäste zu sein. Kauft den Weltladen leer – es fühlt sich nicht nur nach einer guten Tat an, ihr esst und trinkt dann auch lecker, es freut das Weltladenteam und finanziert ein wenig auch die Arbeit der Aktion 3. Welt Saar. Fragt uns gründlich aus zu unserer Arbeit – wir wissen zwar nicht alle alles, aber wissen immer jemand, dessen Spezialgebiet Du ansprichst.
Wer von Euch uns nachhaltig unterstützen möchte:
- ist bestimmt längst Fördermitglied
- bleibt natürlich Fördermitglied
- oder wird heute sicher Fördermitglied.
Und wer darüber hinaus unseren Hauptgewinn bekommen will, kauft sich natürlich ein Los!
Für die Ziele, die wir uns gesetzt haben, braucht es eine unabhängige und damit handlungsfähige Aktion 3.Welt Saar.
In diesem Sinne – ein schönes Novemberfest uns allen!
