Aktion 3.Welt Saar e.V. ruft auf zur „Wir haben es satt!“-Demo 2024 in Berlin
update 25-01-2024 Jungle World Artikel "Der andere Bauernprotest " von Roland Röder, Audrey Biasucci und Tarek Strauch (allesamt Aktion 3.Welt Saar)
Hier gehts zum Artikel.
update 15-01-2024: Stellungnahme der WHES Demo Veranstalter:innen zu den aktuellen Bauernprotesten
Die geplante Streichung der Agrardieselbeihilfe und der KfZ-Steuerbefreiung ist der Auslöser für die Proteste so vieler Bäuer:innen. Die Ursache ihrer Unzufriedenheit liegt jedoch in einer jahrzehntelangen verfehlten Agrarpolitik. Statt Subventionen zu verteilen könnten EU und Bundesregierung z.B. Bäuer:innen gegenüber Molkereien, dem Einzelhandel und der Lebensmittelindustrie stärken, damit sie faire Preise für ihre erzeugten Lebensmittel erhalten. Siehe dazu auch dieses "Erklärvideo" der "jungen abl"
Eine kritische Vorbemerkung:
Die Aktion 3.Welt Saar e.V. ist Mitglied im Trägerkreis der alljährlich stattfindenden „Wir haben es satt“- Demonstration. Wir unterstützen diese bundesweit größte Protestaktion gegen eine Agrarpolitik, die sich der Wachstumslogik verschrieben hat, statt Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität auf die Agenda zu setzen.
Gleichwohl sorgt die Formulierung "Spekulationsverbot für Lebensmittel" im Aufruf für Bauchschmerzen bei uns: Denn so ehrenwert dieser Wunsch ist, so funktioniert leider Kapitalismus / Marktwirtschaft nicht. Zu diesem Wirtschaftssystem gehört neben der Realwirtschaft auch die Finanzwirtschaft und die gibt es nicht ohne Spekulation; genauso wie in der Realwirtschaft der Wachstumszwang systembedingt ist und nicht der Entscheidung des einzelnen obliegt. Es gibt leider keinen Finanzmarkt ohne Spekulation.
Aufruf zur Wir haben es satt!-Demo 2024
Samstag, 20.01.2024, 12 Uhr, Berlin, Willy-Brandt-Haus, Berlin
Gutes Essen braucht Zukunft - für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!
Eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft ist die richtige Antwort auf Klimakrise, Artensterben und Hunger in der Welt – nicht Gentechnik, Patente und Glyphosat!
Umweltzerstörung, Hunger und Klimakrise sind weltweit längst Realität. Zugleich trägt die Landwirtschaft Verantwortung für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, muss Emissionen senken, die Biodiversität erhalten und Böden und Wasser schützen. Eine ökologischere und bäuerliche Landwirtschaft ist die Basis für ein umweltverträgliches und krisenfestes Ernährungssystem, das alle Menschen sicher mit gesunden Lebensmitteln versorgen kann.
Doch lässt die Bundesregierung Bäuerinnen und Bauern in der Krise allein. Sie können nicht mehr Umwelt- und Tierschutz stemmen, solange diese weder vom Markt, noch von der Politik angemessen honoriert wird. Niedrige Erzeuger*innenpreise, ungerecht verteilte Agrarsubventionen der EU und Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit bringen Bäuerinnen und Bauern weltweit an ihre Schmerzgrenze – wirtschaftlich, aber auch körperlich und mental. Die Ampel-Koalition ist gefordert, den klimagerechten Umbau der Tierhaltung endlich zu finanzieren. Für mehr Tier- und Klimaschutz und den Erhalt vieler Höfe.
Gentechnik und Patente verstärken die Abhängigkeit unserer Bäuerinnen und Bauern von großen Agrarkonzernen und führen zu noch weniger Vielfalt auf Acker und Teller. Wer den Schutz vor den Risiken der Gentechnik aufweicht, setzt unsere Zukunft mit gutem Essen für alle aufs Spiel! Wir fordern: keine Patente auf Pflanzen und Tiere und deren genetische Eigenschaften – Vorfahrt für das Vorsorgeprinzip!
Für Verbraucher*innen und Landwirt*innen steht die Selbstbestimmung auf dem Spiel! Wenn die Bundesregierung die geplante Deregulierung der europäischen Gesetzgebung zulässt, können wir alle nicht mehr frei entscheiden, ob wir Gentechnik auf dem Teller oder Acker haben. Wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen – für eine lückenlose Kennzeichnung und echte Wahlfreiheit entlang der gesamten Lebensmittelkette!
Der Verlust der Artenvielfalt ist dramatisch. Eine wesentliche Ursache dafür ist die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Die meisten Gentechnikpflanzen heute sind pestizidresistent. Die Auswirkungen der Neue Gentechnik-Pflanzen auf Menschen, Insekten und Ökosystem müssen kontrolliert werden. Wir fordern: ein Nein zu Glyphosat in Deutschland und der EU, Pestizidreduktion anpacken, Bäuerinnen und Bauern dabei finanziell unterstützen und Exporte von in der EU verbotenen Pestiziden endlich verbieten!
Zum Auftakt der weltgrößten Agrarmesse „Internationale Grüne Woche“ machen wir im Berliner Regierungsviertel deutlich:
Gutes Essen geht nur mit Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit. Agrarminister Özdemir muss sich deutlich gegen die Deregulierung des Gentechnik-Rechts wenden. Für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!
Wir fordern von der Bundesregierung:
- Klimagerechtigkeit endlich angehen
Klimaschädliche Subventionen streichen und Klimaschutz in der Landwirtschaft fördern!
- Höfesterben stoppen und Tierschutz verbessern
Tiergerechte und flächengebundene Haltung umsetzen, Tier- und Umweltschutz in der Landwirtschaft honorieren und Planungssicherheit für die Höfe!
- Nein zur Deregulierung neuer Gentechnik
Gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung sichern, Patente auf Tiere und Pflanzen stoppen!
- Artensterben bekämpfen
Glyphosatverbot und Pestizidreduktion mit den Höfen zusammen anpacken: Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden deutlich reduzieren, Export von in der EU verbotenen Pestiziden stoppen!
Gutes Essen für alle – statt Profite für wenige!
Zusammenstehen für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft, für Klima-, Tier- und Umweltschutz, für globale Gerechtigkeit und gesundes Essen für alle
Viel zu wenig Regen, trockene Böden und schlechte Ernten – die Klimakrise wird auch bei uns immer bedrohlicher. Die Wachstumslogik und politische Fehlentscheidungen sind verantwortlich für das Überhitzen des Planeten und das dramatische Artensterben. Viele Höfe müssen dichtmachen, während weiter große Tierfabriken genehmigt werden. Weltweit wächst der Hunger und auch hierzulande wissen viele Menschen nicht mehr, wie sie ihren Kühlschrank füllen sollen.
Wir kämpfen für die sozial-ökologische Transformation. Sie ist die Antwort auf die vielfältigen Krisen. Klar ist: Ohne Agrar- und Ernährungswende verfehlen wir krachend das 1,5-Grad-Ziel und damit globale Klimagerechtigkeit. Alle Menschen müssen sich gesunde Lebensmittel leisten können. Bauernhöfe, Bäckereien und das Lebensmittelhandwerk brauchen faire Preise.
Wir haben Konzerne satt, die mit dem Hunger in der Welt ihr Geschäft machen. Investmentfonds verdienen an der Spekulation mit steigenden Nahrungsmittelpreisen. Agrar-, Lebensmittel- und Düngerkonzerne wie Cargill, Unilever oder Yara vermelden in der Krise horrende Profite. Supermarktketten mit massiver Marktmacht drehen an den Preisschrauben. Konzerne wie Bayer wollen Agro-Gentechnik auf unsere Äcker und Teller bringen. Das haben wir satt!
Essen ist politisch – für eine gerechte Agrar- und Sozialpolitik!
Wir schätzen die Arbeit aller, die uns mit gesunden und hochwertigen Lebensmitteln versorgen. Gerade in Krisenzeiten sind wir solidarisch und kämpfen für eine gerechte Gesellschaft: mit vielen Bauernhöfen, die ländliche Räume lebendig halten. Mit einer flächengebundenen, artgerechten Haltung von weniger Tieren. Mit fairen, regionalen Versorgungsketten und mehr pflanzlicher Ernährung. Mit gesundem Essen, einer gerechten Verteilung des Wohlstands und einem guten Leben ohne Krieg und Ausgrenzung für alle Menschen weltweit.
Es gibt genug Nahrung, doch sie wird ungerecht verteilt oder verschwendet. Viel zu viel Essen landet als Futter im Trog, Agrosprit im Tank oder Abfall im Müll. Künftig muss gelten: Teller statt Trog und Tank – Lebensmittelverschwendung stoppen! So schützen wir das Klima und alle werden satt.
Für die sozial gerechte Agrar- und Ernährungswende gehen wir im Januar mit Tausenden – pandemiegerecht und entschlossen – auf die Straße. Zu wenig, zu langsam – das ist die Bilanz von einem Jahr Ampel-Koalition. Agrarminister Özdemir muss den Umbau der Landwirtschaft beschleunigen und Finanzminister Lindner die notwendigen Mittel freigeben. Bäuer*innen und Gesellschaft wollen den Umbau, aber Klima-, Tier- und Naturschutz müssen sich für die Höfe lohnen. Der russische Angriffskrieg darf nicht gegen eine nachhaltige Landwirtschaft ausgespielt werden. Dafür erhöhen wir zum Auftakt der weltgrößten Agrarmesse „Grüne Woche“ im Berliner Regierungsviertel den Druck. Wir haben die Krisenprofite satt – für eine globale Agrarwende und gutes Essen für alle!
Wir fordern die sozial-ökologische Transformation:
Höfesterben stoppen – faire Erzeuger*innenpreise durchsetzen und Bauernhöfe beim klima- und artgerechten Umbau unterstützen!
Krisengewinne besteuern – Übergewinnsteuer auch für Agrar- und Lebensmittelkonzerne und viel mehr Unterstützung für Armutsbetroffene!
Klimakrise und Artensterben bekämpfen – durch Mehrwertsteuersenkung mehr Pflanzliches auf die Teller bringen und pestizidfreie Lebensräume für Insekten sichern!
Bäuerliche Tierhaltung erhalten – mit weniger Tieren, die dafür deutlich besser gehalten werden!
Hunger beenden und Agro-Gentechnik stoppen – Spekulationsverbot für Lebensmittel, gerechter Handel und gutes, gentechnikfreies Essen für alle!
Wer wir sind:
Wir sind Bäuerinnen und Bauern, konventionell und bio, von Tierhaltung bis Ackerbau. Wir sind Bäcker*innen, Köch*innen, Verbraucher*innen, Imker*innen, Natur- und Tierschützer*innen, Umweltaktivist*innen, Aktive für globale Gerechtigkeit, engagierte Jugendliche, Menschen aus Stadt und Land und viele mehr. Wir gehen seit 2011 gemeinsam auf die Straße und kämpfen für gute Landwirtschaft und gesundes Essen!
Was wir wollen:
+++ bäuerliche Tierhaltung erhalten +++ weniger Tiere auf mehr Fläche +++ weniger Fleischkonsum +++ routinemäßigen Antibiotikaeinsatz beenden +++ fair produziertes, ökologisches Essen für alle +++ Weltweites Höfesterben und Hunger stoppen +++ Ernährungssouveränität und gerechter Welthandel +++ agrarökologische und demokratische Ernährungssysteme +++ für eine solidarische Welt – Geflüchtete willkommen +++
Hier geht es zum Flyer (pdf) und zum Plakat (pdf) mit dem Aufruftext und allen Organisationen und Gruppen, die die Demonstration unterstützen.
Mehr Infos unter: www.wir-haben-es-satt.de
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