Mehr Hunger durch Agrotreibstoffe. Sie sind weder fair noch ökologisch. - Publikation der Aktion 3.Welt Saar und der AbL

Sie beanspruchen Ackerland und verstärken das Hungerproblem. Pressemitteilung, 20. Juni 2012 / Nr.7

Flugschrift der Aktion 3.Welt Saar und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) führt in die Diskussion ein

"Agrotreibstoffe, die auch in E10 verwendet werden, sind weder sonderlich ökologisch noch C0² neutral. Im Gegenteil, weltweit heizen sie den Run auf fruchtbares Ackerland an und verschärfen das Hungerproblem." So fasst Ingrid Röder von der Aktion 3.Welt Saar die Debatte um den so genannten Ökosprit zusammen. Sie ist die Autorin der von der Aktion 3.Welt Saar und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) publizierten Flugschrift "Agrotreibstoffe – E10 weder öko noch fair - Warum Energie dezentral produziert werden soll". Die 2. überarbeitete Auflage wurde nötig, weil die 1. Auflage, restlos vergriffen ist. Die vierseitige Publikation bietet eine knappe Einführung in die Thematik und eignet sich zum Einsatz in der (außer-) schulischen Bildungsarbeit. "Heute wird in der 3. Welt bestes Ackerland für den Energiehunger in der 1. Welt in Beschlag genommen. Die Euphorie um die Energiepflanzen wird begleitet von einem "Weiter so" anstatt Schritte zu einem Umdenken in Richtung Energiesparen und der Reduzierung des Autoverkehrs einzuleiten", so Ralf Wey von der AbL Rheinland-Pfalz/Saarland.

Die Lösung des Energieproblems erscheint einfach: Nachwachsende pflanzliche Rohstoffe wie Palm-, Soja- und Rapsöl sowie Ethanol sollen langfristig Erdöl ersetzen. Der jahrhundertealte Traum der Menschheit von einem perpetuum mobile ist zum Greifen nah. Soviel Sprit wir auch verbrauchen – er wächst einfach wieder nach. Von Jahr zu Jahr. Als Zuckerrüben und Raps in Deutschland, als Palmöl in Indonesien, Kolumbien und anderen 3.Welt Ländern. Etwas weniger träumerisch agieren diejenigen, die bereits heute beste Ackerböden in Afrika, Asien und Lateinamerika aufkaufen zum Anbau von Energiepflanzen. Dass die Nutznießer des Anbaus in der 1. Welt sitzen, hat keinen Einfluss auf die saubere Ökobilanz. Und die Sozialbilanz spielt bei diesem Wettlauf um Ackerland schlichtweg keine Rolle. Das Heilsversprechen, mit Agrotreibstoffen das Energieproblem zu lösen, erinnert an das Versprechen der Protagonisten der grünen Revolution in den 70’ern, den Hunger zu besiegen. Mit dem großflächigen Anbau von Nahrungspflanzen in der 3. Welt und dem intensiven Einsatz chemischer Düngung sollte Hunger der Vergangenheit angehören. Das Gegenteil trat ein. Der Hunger wuchs und mit ihm eine industrielle Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz.

Die Flugschrift erschien in einer Auflage von 25.000 Exemplaren. Unterstützt wurde die Herausgabe von der Stiftung Demokratie Saarland, dem Evangelischen Entwicklungsdienst in Bonn und dem saarländischen Umweltministerium. Sie wird kostenlos auch in größerer Anzahl abgegeben. Sie erscheint im Rahmen von ERNA goes fair, einem überregionalen Vernetzungsprojekt der Aktion 3.Welt Saar. Hier arbeiten, bundesweit einzigartig, Gewerkschaften mit Bauern zusammen: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB – Bezirk West), Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL, LV RLP-Saar), Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM, LV RLP und Saar), Naturschutzbund (NABU, Saar).


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