Reaktionen auf die Flugschrift "Hilfsbusiness - Vorsicht, die Helfer kommen"
Wir veröffentlichen hier die Reaktionen auf die im Dezember 2013 erschienene Flugschrift zum Thema "Hilfsbusiness in Palästina - Vorsicht, die Helfer kommen".
Inhalt
I Einschätzung der Reaktionen
II Perlen
III Zustimmung
IV Streit um Wasser
I Einschätzung der Reaktionen
Die Flugschrift „Vorsicht die Helfer kommen! NGOs zwischen Hilfe und Hilfsbusiness in Palästina und anderswo“ hat Reaktionen unterschiedlichster Art ausgelöst.
Neben Lob und konstruktiver Kritik gab es auch Kritik, Pöbeleien und Tritte deutlich unter der Gürtellinie. Dies war nicht anders zu erwarten, da „wir“ in einem Land leben, in dem 20-30% eine antisemitische Grundeinstellung haben, was zahlreiche Studien immer wieder belegen und in dem rund 60% Israel für die größte Bedrohung des Weltfriedens halten. Gegen solche Wahnvorstellungen versagen Argumente.
Die Kritik fiel, auch wenn nicht alle Stellungnahmen jede Facette davon teilen, häufig durch diese Merkmale auf:
- offensichtliche und kaum verhohlene Avancen zur Hamas. Sämtliche KritikerInnen schweigen zum Vernichtungswahn der Hamas gegenüber Israel.
- massive Attacken gegenüber unseren Kooperationspartnern wie zum Beispiel der Heinrich Böll Stiftung im Saarland und auf Bundesebene und dem saarländischen Kultusministerium. Sie werden aufgefordert, uns kein Geld zu geben und sich von uns öffentlich zu distanzieren. Man kühlt seinen intellektuellen Mut an 2,20€ öffentlicher Zuschüsse, die die Aktion 3.Welt Saar mühsam erstreitet, schweigt aber zu den Abermillionen, die in Entwicklungshilfeprojekte fließen.
- massive Attacken gegenüber einer Vielzahl unserer über 70 Unterstützer/innen. Darunter sind viele Gruppen, die mit der aktuellen Flugschrift nichts zu tun haben. Sie werden aufgefordert, die Zusammenarbeit mit uns einzustellen und sich öffentlich von uns zu distanzieren
- Auffallend unbeachtet blieb dabei das Thema der Flugschrift:
- unsere Kritik am Hilfsbusiness allgemein. Es fällt auf, dass offensichtlich niemand der „KritikerInnen“ die von uns benannten 3 Filme überhaupt gesehen hat: „Süßes Gift – Hilfe als Geschäft“ (Peter Heller), „Fatal assistance“ (Raoul Peck), „Das Fest des Huhns“ (Walter Wippersberg). Auch das von uns vorgeschlagene 5-jährige Projekte-Moratorium wurde nicht kommentiert.
- unsere Kritik am Hilfsbusiness in Palästina. Substantiell ging niemand auf das offensichtliche Ungleichgewicht ein:
- nirgendwo so viele NGOs wie in den palästinensischen Gebieten
- nirgendwo so viele Entwicklungshilfegelder: 6x so viel wie in den Sudan, 18x so viel wie nach Pakistan, 7x so viel wie nach Afghanistan, 23x so viel wie nach Äthiopien
- ein eigenes UN-Flüchtlingshilfswerk AUSSCHLIESSLICH für palästinensische Flüchtlinge. Und ein Hilfswerk für ALLE ANDEREN Flüchtlinge weltweit.
Sich mit dieser Schieflage auseinanderzusetzen würde bedeuten, mehr zu machen als den antizionistischen Grundkonsens in Deutschland zu bedienen, der selbstredend auch für die eigene Spendenakquise von Bedeutung ist.
Aktuelle Filme zum Hilfsbusiness:
Fast monatlich gibt es gut recherchierte Filme zum Hilfsbusiness:
- „Studenten als Entwicklungshelfer“, 19.12.2013 (ARD, Panorama)
- „Wer profitiert vom Hunger?“ 50 Jahre Entwicklungshilfe und bis heute kein wirklicher Entwicklungsschub. Während die Hilfe in den Geberländern Tausende von Arbeitsplätzen sichert, geht es vielen Nehmerländern schlechter als zuvor. Darf Hunger zum Markt werden? Macht Hilfe abhängig? Arte-Themenabend am 25. März 2014
Die Protestschreiben an das saarländische Kultusministerium, der Aktion 3.Welt Saar keine Gelder zu geben, zeugen vom denunziatorischen Charakter eines Milieus, das den Blick auf eine freie(re) und gerechte(re) Gesellschaft längst aufgegeben hat. Sich mit staatlichen Stellen gemein zu machen, nur um eine Organisation zu treffen, die sich dem antizionistischen Mainstream in Deutschland nicht unterordnet, bringt ihre intellektuelle Kapitulation mit eigenen Worten auf den Punkt.
Letztlich sprengen wir den Rahmen der pluralistischen Selbstinszenierung einer sich selbst genügenden Szene. Selbst der Rückzug hinter formale Standards wie Meinungs- und Pressefreiheit gelingt nicht mehr.
Interview mit Hans Wolf auf Freie-Radios.net vom 7. Dezember 2014
Fast genau ein Jahr nach der Veröffentlichung unserer Hilfsbusiness-Flugschrift "Vorsicht, die Helfer kommen" spricht freie-radios-net mit unserem Vorstandsmitglied Hans Wolf.
II Perlen
Wir listen die Perlen ausgewählter Stellungnahmen auf und bitten um Nachsicht, wenn wir nicht jeder Mitteilung, die uns zuteil wurde, Aufmerksamkeit und Anteilnahme schenken. Aber die „Argumente“ wiederholen sich.
Kritik am Hilfsbusiness ja – aber nicht in Palästina.
Vereinzelt gab es Zuschriften nach dem Motto „Kritik am Hilfsbusiness allgemein ja, aber nicht in Palästina.“ Scheinbar ist denjenigen, die so argumentieren die innere Unlogik ihres „Ja-aber“ nicht bewusst. Wie beispielsweise Marion Meyfahrt aus Kassel, die am 22. Dezember 2013 schreibt „Während ich das Thema, so wie es auf der ersten Seite angesprochen wird, für richtig interessant und diskussionswürdig halte, habe ich mich über die übrigen 3 Seiten nur noch gewundert. Die Einseitigkeit, mit der hier das Problem der Hilfsorganisationen bezogen auf die Palästinenser dargestellt wird, hat mich erschreckt….“.
Ingrid Rumpf aus 72793 Pfullingen am 24.12.2013: „Diese Flugschrift kommt auf der ersten Seite anscheinend regierungskritisch mit dem Foto von Kanzlerin Merkel daher, wie sie Kindern in Afrika das Schreiben beibringt, und sie hinterfragt scheinbar politisch korrekt und fortschrittlich Ziele und Methoden von Entwicklungshilfe, was absolut berechtigt wäre.... Aber...“. Jetzt kommt das, was sich zusammenfassen lässt mit „Aber nicht in Palästina.“
Evelyn Hecht-Galinski wirft der Aktion 3.Welt Saar ohne Augenzwinkern vor, die Hamas zu verunglimpfen sowie Rassismus und israelische Propaganda zu betreiben.
Diese Stellungnahme war Stichwortgeber für viele weitere, die lediglich die Kernargumente wiederholten.
Die Flugschrift sei Rassismus und israelische Propaganda meinen Evelyn Hecht Galinski und die Initiative Jüdische Stimme. Frau Galinski zieht ihre Reputation aus der biologischen Tatsache, dass sie die Tochter von Heinz Galinski ist, dem ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, der 1992 verstarb. Diese „Tochter- und Abstammungslyrik“ setzt sie unter jeden Artikel. Offensichtlich reichen ihre Ausführungen hier wie anderswo nicht aus, um eigenständig und ohne einen solchen Biologismus Gewicht zu entfalten. Dabei kann man unschwer erkennen, dass sie in zentralen Fragen völlig konträre Ansichten zu denen ihres Vaters hat.
Ganz offen arbeitet sie mit zwei zentralen antisemitischen Stereotypen:
- Juden als Brunnenvergifter. Es wird behauptet, dass Israel eine „Politik des verseuchten Wassers an den Palästinensern ausübt.“
- Juden als Drahtzieher: Hinter der Flugschrift steckt das israelische Außenministerium
Dies wird noch dadurch übertroffen, dass die Autorin der Aktion 3.Welt Saar vorwirft, die Hamas zu verunglimpfen. Eigentlich ein Lob von höchster Stelle, was der Autorin aber gar nicht bewusst wird: „Aber diese Flugschrift der Aktion 3. Welt Saar vermischt alles und arbeitet in fast allen Behauptungen auf Grundlagen des israelischen Außenministeriums. Die israelische Propaganda über die Marvi Marmara wird benutzt, die Hamas wird verunglimpft und insbesondere die NGOs in den palästinensischen Gebieten.“
Evelyn Hecht Galinski, 25.12.2013: Hat die Taz noch alle Taz(z)en im Schrank?
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V., Berlin, Website
Rassismus und israelische Propaganda als linke Kritik getarnt: Stellungnahme zur Flugschrift der Aktion 3. Welt Saar “Vorsicht, die Helfer kommen”! (PDF)
Und bevor nun jemand auf den irren, aber verbreiteten Gedanken kommt, Juden können nicht antisemitisch daher reden. Leider doch, denn:
- Frauen können auch patriarchal sein
- Menschen aus Afrika können Rassisten sein
- Menschen aus Afrika können Sklaven halten
- Kinder können nerven
- Sozialarbeiter können Recht haben oder auch mal nicht
Der Meinung von Frau Hecht-Galinski (der Tochter von ... / Sie wissen schon) schließen sich Mitglieder von attac, DKP, pax christi und dem friedensforum saar in einem Offenen Brief an, der auch schon am 6. Januar 2014 via facebook angekündigt wird:
Palästinakomitee Stuttgart für Zensur
Eine "Entgegnung an die Taz-Redaktion" von Attia und Verena Rajab, Palästinakomitee Stuttgart: "Warum die Beilage „Vorsicht, die Helfer kommen!“ nicht hätte veröffentlicht werden dürfen.' (PDF)
Beide Dokumente auch zugreifbar via Website Palästinakomitee Stuttgart
Quasi im Vorbeigehen ermuntern die Autorinnen die taz und andere zur Zensur, indem sie dazu aufrufen, die Publikation der Aktion 3.Welt Saar nicht (gegen Bezahlung) beizulegen. Auch eine Vorstellung von einer freien und emanzipatorischen Gesellschaft. Da steht selbst das bürgerliche Ideal der Pressefreiheit im Wege.
Wie ernst sie dies mit der Zensur nehmen, zeigte sich, als sie die Inhaber der Buchhandlung „büchergilde“ in Stuttgart aufforderten, die Veranstaltung mit Alex Feuerherdt (27.1. „NGOs zwischen Hilfe und Hilfsbusiness-Beispiel Palästina“) einem der Autoren der Flugschrift, abzusagen, da dieser ein Hetzer „jenseits der Meinungsfreiheit“ sei. Schön, dass die Inhaber der Buchhandlung standhaft blieben und sich nicht dem Zensurdiktat beugten.
Überschwängliches Lob, aber ...
Ein Lob aus berufenem Munde: „Das Blatt ist verdammt raffiniert. Es wurden Missstände beschrieben, die überzeugen – gut formuliert.“, schreibt Anna Beltinger aus 91564 Neuendettelsau im Frankenland. Da bedankt sich die Aktion 3.Welt Saar herzlich ob der überzeugenden Komplimente. So hatten wir uns dies auch vorgestellt. Dann dreht die Frau aus der Friedensbewegung am Ende ihres Briefes auf und hat endlich die richtigen Worte gefunden, um zu beschreiben, worum es ihr geht. Die Flugschrift sei „eine Hetzschrift für die Politik des Staates Israel.“ Ihre abschließende Frage, zu der sie vorausschauend schreibt „ich rechne aber nicht mit einer Antwort-oder??“ lautet „Wer sponsert die Flugschrift?“ Dass dies auf Seite 4 in aller Ausführlichkeit incl. Logos aufgelistet ist und mit der relevanten Zusatzinformation versehen wird „Das Gros der Kosten für dieses Projekt stemmt die Aktion 3.Welt Saar.“ ist ihr im antizionistischen Eifer glattweg entgangen. Mahnend, an ihre Freunde in den NGOs gerichtet, schließt sie ihren Brief mit der Aufforderung „Der Sache müssen wir von den NGOs nachgehen.“ Aha, „wir von den NGOs“. Rums, das hat gesessen. Wir beginnen zu zittern.
Fälschungen, Unfähigkeit und rassistische Demagogie
Ein Institut für Palästinakunde e.V. Bonn bezeichnet die Flugschrift als „ätzendes Gemisch aus vorsätzlichen Fälschungen, intellektueller Unfähigkeit und rassistischer Demagogie.“ Und weil dies noch nicht reicht, wird nachgelegt. Die Taz verbreite „Siedler-& Kolonialpropaganda der Aktion 3.Welt Saar“. Und weil dies immer noch nicht reicht, wird zum finalen Knockout angesetzt und gleich zum Boykott der taz aufgerufen, „in der Kriegstreiber und Kolonialismus-Apologeten wie Johnson und Knaul freie Hand haben." Dominic Johnson ist der Afrikaredakteur der taz, dessen Beiträge zwar nicht um Palästina handeln, aber den Nachteil haben, von Sachkenntnis geprägt zu sein. Was das kundige Institut für Palästinakunde aber noch nicht weiß, das sagen wir ihm jetzt mal in aller Offenheit, wir hatten im Dezember 2009 sogar eine Veranstaltung mit Dominic Johnson: „Wenn Freunde Mörder werden – Kritische Anmerkungen zur Ruanda Partnerschaft von Rheinland-Pfalz". Damit schließt sich der Kreis und die Verschwörung ist offensichtlich. Wer weiß, was wir danach ausgeheckt haben und welche immerwährenden Seilschaften wir geknüpft haben. Die Aktion 3.Welt Saar hat offensichtlich Kontakte überall hin. Jüdisch irgendwie. Oder?
- Aktion 3. Welt Saar: 'Unzurechnungsfähigkeit aus Größenwahn' [26.01.2014]
- taz verbreitet Siedler- & Kolonialpropaganda der 'Aktion 3. Welt Saar' [31.01.2014]
Pax Christi zieht Pöbelbrief an Kultusministerium zurück
Respekt verdient die Haltung von pax christi im Bistum Trier. Zunächst intervenierte ein Mitglied im Namen und mit Logo der katholischen Gruppe beim saarländischen Kultusministerium mit großen brieflichen Worten dafür, der Aktion 3.Welt Saar keine Gelder zu bewilligen (für Bildungsprojekte hier). Dann handelte der Vorstand und entzog betreffender Person das Mandat, in dieser Frage für pax christi zu sprechen. Auch die Ankündigung eines solchen Briefes via facebook fand das ausdrückliche Missfallen des Vorstandes und endete in einer Löschung des pax christi Logos in diesem Kontext.
Hamas-Versteher tadelt Aktion 3.Welt Saar
„Deutlich begrenzte Sachkenntnis“ und damit die Note ungenügend attestiert und erteilt der langjährige grüne MdB Christian Sterzing der Flugschrift. Mahnend mit sanft erhobenem Zeigefinger führt er aus, „viele Organisationen setzen sich seit Jahren – also lange vor ihnen – intensiv mit diesen Fragen auseinander.“ Leider nennt er kein Beispiel von Organisationen, die sich bereits vor 1982, dem Gründungsjahr der Aktion 3.Welt Saar, damit auseinandersetzten. Er redet, wie ein Lehrer zu seinem missratenen Schüler redet: „karge Landes- und Sachkenntnis“, „polemische Kampagne weit unter der Gürtellinie“, „Den politischen Kontext der internationalien Hilfe haben die Autoren gar nicht begriffen.“. Um dann aber gegen Ende ein überraschendes Argument für die Höhe der Entwicklungshilfegelder für die palästinensischen Gebiete zu präsentieren: „Der enorme Anstieg der internationalen Hilfe beruht ja auch auf der Überlegung, damit den Friedensprozess und einen palästinensischen Staatsaufbau zu unterstützen.“ Aha, da sind wir erstmal sprachlos und wir dachten immer, es gäbe eigentlich viel größere Konflikte anderswo.
Wer ist eigentlich Christian Sterzing und was hat er früher gemacht?
1998/99 war er einer der zentralen Personen in der grünen Partei, um die hier und da noch antimilitaristisch zickenden Mitglieder der grünen Bundestagsfraktion auf Linie zu bringen für die Zustimmung zur Bombardierung Belgrads und von Jugoslawien.
Am 27.1.2006 adelte er die Hamas in einem Spiegel Interview als eine „politische Kraft“ und „eine soziale Bewegung, die Kindergärten baut, die die zum Teil hungernde Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt.“ Außerdem hätte sich die Hamas „in ihren politischen Ansichten gemäßigt gezeigt“ und würde seit zwei Jahren „einen zunehmend pragmatischen Kurs vertreten“. Diese Lobhuddelei auf die Hamas geschah, als er Leiter (2004-2009) der Heinrich Böll Stiftung in Ramallah war. Deutsche Parteistiftungen im Ausland machen halt immer auch Außenpolitik. Das war 1974 in Portugal so und 2014 in der Ukraine und zwischendurch auch anderswo.
Bei so viel geo-strategischem und friedenspolitischem Fachwissen sind wir erstmal beeindruckt und bedanken wir uns artig für die Mühe, die wir ihm gemacht haben.
Letzte Warnung an die Aktion 3.Welt Saar: Parteiausschluss
Elmar Millich vom Vorstand des Rechtshilfevereins azadi e.V., in dem die Aktion 3.Welt Saar Mitglied ist, lässt Gnade vor Recht ergehen und schließt die ermahnende Mail vom 19. Januar 2014 mit der unverhohlenen Drohung des Rauswurfs: „Da sowohl Ihr als auch Azadi schon lange zum Thema Kurdistan arbeitet, wollen wir aufgrund dieses einen Artikels keine vorzeitigen Konsequenzen ziehen, aber auch aus unserer ausdrücklichen Missbilligung dieser Flugschrift keinen Hehl machen.“
Brrrrrhhh. Glück gehabt. Dieses eine Mal sind wir also noch an den Konsequenzen des Ausschlusses und der Verbannung vorbei gekommen. Auch vorher stehen wichtige und große Worte in der Mail: „Über die beteiligten Großakteure wie israelischer Staat, Hamas oder Fatah kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein…..“ Das sitzt: Über den Vernichtungs-Antisemitismus der Hamas kann man also unterschiedlicher Meinung sein. Aber immerhin wird uns zugebilligt „Sicher kann man Kritik an der weltweiten Arbeit von NGOs haben….“. Aber natürlich nicht in Palästina.
Für den azadi-Vorstand kam es zwischenzeitlich noch schlimmer. Die PKK-Führung möchte eine Annäherung an den bösen „Unterdrücker“-Staat Israel und einen Austausch auf Augenhöhe hinbekommen. Au weia. Muss die PKK jetzt auch mit Konsequenzen rechnen? Welche könnten diese sein? Am 8.3.2014 war in “The Jerusalem Post” zu lesen:
“Top PKK official Zubeyir Aydar tells the ‘Post’ that "Kurdish sovereignty is on the way" and calls for "breaking the walls" between Kurds and Israelis.”
Die Zeitung „Junge Welt“ „recherchiert“ Juden als Drahtzieher
….u.a. hinter der Hilfsbusiness-Flugschrift der Aktion 3.Welt Saar und hinter der Heinrich Böll Stiftung Saar, die eine Bildungsreise nach Israel anbietet. Die Recherche ergibt, dass es Kontakte zum israelischen Außenministerium und zu rechtsextremen Gruppen gibt. Dann wäre ja alles wieder im Lot: Juden als Drahtzieher. Sie veröffentlicht am 4.2. 2014 diesen Artikel: Bildungsreise zu Siedlern. Heinrich-Böll-Stiftung Saar besucht völkerrechtlich illegale israelische Siedlungen auf "Begegnungsreise"
Der akademische Nachwuchs geht in Stellung
(Eine Rundmail an die aktuellen und ehemaligen Stipendiaten der Rosa Luxemburg Stiftung; Orthographie im Original belassen)
Von: Yossi B <yoskale@yahoo.com>
Datum: 19. Jänner 2014 19:36:32 MEZ
An: rosalux list <lux@lists.spline.inf.fu-berlin.de>
Betreff: [Lux] Stellungnahme zur Flugschrift gegen Entwicklungshilfe
Antwort an: Yossi B <yoskale@yahoo.com>
Hallo, hier eine interessante Stellungnahme der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden zu einer Flugschrift der "Aktion 3. Welt Saar" über Entwicklungshilfe in Palästina... Bei der Stellungnahme es wird nicht nur gezeigt, wie die "Aktion 3. Welt Saar" zusammen mit rechtsextremistischen Gruppen in Israel zusammearbeitet, sondern auch wie Entwicklungshilfe aus einer linken und solidarischen Sicht problematisiert werden kann.
Liebe Grüße
Yossi
"Jegliche Zusammenarbeit mit der Aktion 3.Welt Saar zu beenden"
Das Zittern und Zähneklappern bei der Aktion 3.Welt Saar nimmt kein Ende ob dieses umfassenden Aufrufs, der einen ins Mark trifft: "Daher rufen wir alle Gruppen auf, denen der Kampf gegen Rassismus, Kolonialismus und Militarismus ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit ist, jegliche Zusammenarbeit mit der Gruppe „Aktion 3. Welt Saar“ zu beenden."
5.3.2014 veröffentlicht in dem online Portal "Linke Zeitung"
Wann werden die Worte der linken Aushilfs-Propheten erhört? Wird es gelingen, die Aktion 3.Welt Saar in das Meer der Einsamkeit zu stürzen? Wäre dies der Beistandsfall und das israelische Außenministerium würde intervenieren? Würde es dann gelingen, die Krise einzudämmen?
III Zustimmung
Wir danken denen, die – zum Teil in hohen Mengen – die Flugschrift zum Weiterverteilen bestellt haben und auf andere (schriftlich, persönlich, finanziell) Weise ihre Zustimmung geäußert haben. Ein Auszug aus den zustimmenden Reaktionen:
Aus Süddeutschland erreichte uns am 13.2.2014 diese Mail:
„Klarheit geht vor Einheit, zumal mit der deutschen Volksseele.“
Nachdem die Heinrich Böll Stiftung Saar, die im übrigen das Erscheinen der Flugschrift überhaupt nicht unterstützt hat, mehrfach dazu aufgefordert wurde, einen Vortrag am 28.2.14 mit Alex Feuerherdt, einem der Autoren, zu unterlassen, schreibt deren Geschäftsführer an Ingrid Rumpf, die auch Initiatorin der sog. Nakba Ausstellung ist, aus 72793 Pfullingen am 27.12.2013 folgende Antwort:
„Sehr geehrte Frau Rumpf,
herzlichen Dank für ihr Schreiben. Die Heinrich Böll Stiftung Saar schätzt Alex Feuerherdt als Referenten. Seine Artikel, vor allem in der Zeitschrift „ Konkret“ ,sind auf eine wohltuende Weise nicht ausgerichtet auf den „Kampf gegen Imperialismus und Zionismus“. Er ist in seiner politischen und moralischen Haltung dem Staat Israel als Zufluchtsstätte Hunderttausender Überlebender und Nachkommen des deutschen Vernichtungsprogramms verpflichtet Man kann diese Haltung falsch finden. Aber die bundesweite Kampagne gegen Herrn Feuerherd, auch (……) hat Briefe erhalten wegen einer Einladung des „ Rassisten“ Feuerherd, wird von uns entschieden zurückgewiesen. Auch die Flugschrift der „ Aktion 3. Welt“ trifft doch die Haltung eines Milieus in Deutschland denen die „Palästinenser“ egal sind, solange man Israel nicht für ihr Elend verantwortlich machen kann. Siehe die Lage der palästinensischen Flüchtlinge der 3. Generation im Libanon oder die Massakrierung von Homosexuellen durch den Mob im Gaza Streifen und im Westjordanland. Für diese Menschen ist Israel das einzige Land in dem sie Zuflucht finden können. Von den Hunderten palästinensischen Opfern, die von verschiedenen islamistischen Milizen in Syrien ermordet wurden , ganz zu schweigen. Das vollkommene Fehlen einer emphatischen Reaktion und kritischen politischen Analyse zu diesem stattfindenden Morden von Seiten der sogen. „ Palästina Solidarität“ belegt die Notwendigkeit einer kritischen Bestandsaufnahme.
Wir finden es richtig, Herrn Feuerherdt die Möglichkeit zu geben in Saarbrücken zu referieren.
Wie bei allen unseren Veranstaltungen ist die Kontroverse erwünscht und notwendig.
Es wünscht Ihnen ein gutes neues Jahr.
Erich Später“
Aus einer weiteren Antwortmail von Erich Später vom 5.2.2014 auf eine andere „Protestmail“:
„ Diese Beilage hat deswegen für Furore und Wut gesorgt weil eine der ältesten und aktivsten Gruppen der „3. Welt Solidarität“ Partei für Israel nimmt. Das trifft das gängige Bild der Mehrheit der sogen. deutsche Linken, die den Konflikt seit 1968 in das Raster des „Antizionismus“ und „Antiimperialismus“ einordnet und dafür bereit ist, sich mit jeder Barbarei auf Seiten der „ Bewegung gegen Zionismus und Imperialismus“ abzufinden. Meine Position hierzu ist auch unter uns Kollegen seit vielen Jahren bekannt. Das Schweigen zu der alltäglichen Tötung von Homosexuellen und „Prostituierten“ in den palästinensischen Gebieten ist nur ein kleines Beispiel dafür.“
Gegen einen der Autoren der Flugschrift zum Hilfsbusiness, Alex Feuerherdt, gehen bei uns wie auch bei der Heinrich Böll Stiftung Saar weitere Pöbel-Schreiben ein:
- Er ist nach Meinung von Siegfried Ullmann aus 53347 Alfter „allen Anschein nach im Auftrag der israelischen Regierung tätig“, schreibt er uns am 31.12.2013.
- Das Palästinakomitee Stuttgart (Attia und Verena Rajab) fordert am 29.12.2013 gleich den Bundesvorstand der Heinrich Böll Stiftung dazu auf, sich von der Veranstaltung mit Alex Feuerherdt zu distanzieren. Die Distanzierung unterbleibt.
Aus Berlin erreicht uns am 9. Januar der Hinweis zu folgender Aussage in der Flugschrift „…das Westjordanland sei etwa so groß wie Hessen. Das ist nicht ganz richtig: Hessen ist mit 21.000km² etwa so groß wie Israel; die palästinensischen Gebiete sind mit 5.800km² (Westjordanland) plus 360km² (Gazastreifen) deutlich kleiner. Das macht Eure Aussage bezüglich der NGO-Dichte eher noch stärker….“
Andrei S. Markovits (Professor of Polical Science, Germanic Languages und Literatures – The University of Michigan) sendete uns am 30. 1.2014 seine Glückwünsche:
„ EINFACH PRIMA!!! MEINEN HERZLICHEN GLUECKWUNSCH UND NOCH
HERZLICHEREN DANK fuer eure exzellente Publikation "Vorsicht, die Helfer kommen!"
Wirklich toll geschrieben, schoen recherchiert! Alle Achtung. (…) Mit herzlichen Gruessen und wirklich grossem Dank fuer euer Engagement.“
Karl Rössel von Recherche International e.V., Köln, schrieb am 26.3.2014:
…schon entlarvend die allgemeine Aufregung der Palästina-FreundInnen, denen jeder sonstige Konflikt in dieser Welt bis hin zu Massenmorden, gleichgültig ist, weil sie sich von morgens bis abends an Israel abarbeiten müssen. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist dies nur noch widerlich.
Oder - um es mit einem Zitat aus der "konkret" zu sagen, das eigentlich auf den ähnlich unappetitlichen Umgang der präsidialen Sprechblase der Nation mit Überlebenden deutscher Massaker von Oradur bis Griechenland gemünzt war (die Gauck stets ungefragt mit seinen schmierigen Pastorenarmen zu betatschen und zu umarmen sucht): "Wer da nicht kotzen muss, hat keinen Magen!"
In diesem Sinne: lasst Euch nicht einschüchtern, auch wenn der antisemitische deutsche Mainstream bis tief in die Verästelungen der sog. deutschen "Linken" reicht.
mit solidarischem Gruß
Karl Rössel
(Recherche International e.V., Köln)
In Nr. 342 der iz3w (Freiburg) Mai/Juni 2014 schreibt Remko Leemhuis::
"Der gereizte Ton der Erwiderung von René Wildangel auf die Flugschrift der Aktion 3.Welt Saar lässt erahnen, dass die Kritik, die dort an den NGOs und ihrer Tätigkeit in den palästinensischen Gebieten formuliert wird, einen Nerv getroffen hat...... In Israel selbst fließen Gelder der Böll-Stiftung an Gruppen, die Israel wahlweise als rassistisch oder Apartheidregime porträtieren. Förderungswürdig sind für die Böll-Stiftung offenbar vor allem Organisationen, die eine antizionistische Agenda verfolgen und das Existenzrecht Israels in Frage stellen." Lesen SIe "Zusammenarbeit mit Gotteskriegern? Replik auf Rene Wildangels Verteidigung der NGO-Arbeit in Palästina" von Remko Leemhuis als PDF.
Er antwortet damit auf einen Beitrag von René Wildangel, "Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Palästina" in der iz3w Nr. 341. Wildangel verweist dort wenig überraschend Kritik am Hilfsbusiness, also an seiner eigenen Tätigkeit, als Polemik zurück. "Polemik statt Debatte: Die Flugschrift »Vorsicht, die Helfer kommen« diskreditiert die Arbeit von NGOs in Pala?stina" von René Wildangel (PDF)
Es ist nicht das erste Mal, dass er antisemitische Positionen von Palästinensern oder gar die Kollaboration relevanter palästinensischer Kreise mit den Nazis in Schutz nimmt oder diese gar leugnet. Damals noch als Angestellter des "Zentrum Moderner Orient (ZMO)" in Berlin.
IV Streit um Wasser
Wir haben unsere Zahlen und Quellen in dem Artikel „Amnesty und die ‚Troubled Water’“ offengelegt. 2007 verbrauchte ein Jordanier 172 Kubikmeter Wasser, ein Ägypter 732, ein Syrer 861, ein Libanese 949; ein Israeli 153 und ein Palästinenser 105. Eine deutliche Annäherung im Vergleich zu 1967, als ein Israeli 508 und ein Palästinenser 86 Kubikmeter verbrauchte.
Zieht man den landwirtschaftlichen Verbrauch von dieser Angabe ab, dann verbraucht ein Israeli 84 Kubikmeter (230 Liter/Tag) und ein Palästinenser 58 im Jahr (159 Liter/Tag). Nicht unrelevant dabei: Der Wasserverlust infolge undichter Leitungen auf palästinensischer Seite liegt nach Schätzungen der Palästinensischen Autonomiebehörde bei über 33%. In Israel sind es nur 11%.
Das Palästinakomitee Stuttgart sieht dies anders und kommentiert: "Amnesty International und die nationale Amnesie der Aktion 3. Welt Saar" (PDF) von Clemens Messerschmid, Hydrogeologe, Ramallah, Dezember, 2013
Selbstredend vergisst Messerschmid nicht, sein Feindbild in Worte zu kleiden und Israel Apartheid-Politik, Rassismus und Kolonialismus vorzuwerfen – Begriffe, die an die Hamas erinnern - und die Aktion 3.Welt Saar der „kolonialen Arroganz“ zu bezichtigen. Seine durchgehend unwissenschaftliche Sprache, die von Wertungen nur so strotzt, verweist auf sein politisches Ziel, das er verfolgt.
Haim Gvirtzman vom „Begin-Sadat-Center for strategic studies Bar-Ilan-University“ dokumentiert in seiner auf Deutsch vorliegenden Studie von 2012 (PDF - vier Megabyte)</link> Zahlen, die denen der palästinensischen Seite und denen des deutschen Mainstreams widersprechen.
Amnesty International sendete uns am 21.2.2014 ebenfalls eine Stellungnahme
In einer frühen Fassung von „Troubled Waters“ fehlten die Nachweise für die Verbrauchszahlen noch, das wurde anschließend allerdings geändert. Dessen ungeachtet bleiben die für die palästinensische Seite angegebenen Zahlen, wie gezeigt, deutlich zu niedrig. Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang auch noch, dass zum Ende der jordanischen Besatzung des Westjordanlandes nur vier der 708 palästinensischen Städte und Dörfer an die moderne Wasserversorgung angeschlossen waren. Nachdem Israel im Zuge des Sechstagekrieges 1967 die Kontrolle über diese Gebiete übernommen hatte, wurde die Wasserversorgung sukzessive verbessert.
Bis 1995, dem Jahr des zweiten Osloer Abkommens, erhöhte sich die Zahl der Orte mit fließendem Wasser von vier auf 309. Im März 2010 gab es bereits in 641 von 708 Orten fließendes Wasser, inzwischen sind 16 weitere Dörfer hinzugekommen. Stand heute haben 98,5 Prozent der Palästinenser in der Westbank einen Wasseranschluss – das sind erheblich mehr, als es beispielsweise bei den Einwohnern in Syrien und Jordanien der Fall ist.
Hoch spannend ist die Dissertation des Schweizers Lauro Burkard von 2012 am Institut für Internationale und Entwicklungsstudien in Genf.
Burkard schreibt: „Es ist nicht die israelische Besatzungspolitik, sondern der palästinensische politische Widerstand gegen gemeinsames Management und Kooperation, der für die relativ langsame Entwicklung des palästinensischen Wassersektors und der sich verschlechternden Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten verantwortlich ist.“ Und: „Es gibt überzeugende Belege für Misswirtschaft innerhalb der Palästinensischen Wasserbehörde (PWA).“ Quelle
Siehe auch Swiss graduate in thesis : PA uses water as a political weapon (Am Ende des Artikels ist der Link zur Dissertation von Lauro Burkard.)
Am 4.3.2014 veröffentlicht der Journalist Ulrich Sahm in dem Artikel „Wer seine Rechnungen nicht bezahlt“ seine Recherchen zum Streit um Wasser.