Am Mittwoch, 17. Dezember 2008, hatte der Allgemeine Studierendenausschuss der (katholischen) Theologischen Fakultät Trier zu einem DIES ACADEMICUS geladen. Thema war "Der Westen und der Islam - Zwischen Konfrontation und Verständigung". Den Eröffnungsvortrag hielt Thomas Lemmen, Mitarbeiter des Referats für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln und Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft über "Offene Worte: Dialogangebote der muslimischen Welt.“
Anschließend fanden parallel vier so genannte Fachrunden statt:
- "Blüht uns die Scharia? Der Status des Islam im deutschen Recht und in der deutschen Gesellschaft. Vom Staatskirchenrecht zum Religionsrecht." mit Gerhard Robbers, Lehrstuhlinhaber für u.a. Kirchenrecht im Fachbereich Jura der Universität Trier.
- "Der Koran als Buch der Kirchengeschichte?" mit dem Islamwissenschaftler Michael Marx von der FU Berlin.
- "Dialog als Thema der Literatur nördlicher und südlicher Anrainerstaaten des Mittelmeeres." mit Murad Wilfried Hofmann, zum Islam konvertierter ehemaliger deutscher Botschafter in Algerien und Marokko.
- "Ziele, Möglichkeiten und Grenzen des christlich-islamischen Dialogs" mit Johannes Stein, Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde Koblenz.
Den inhaltlichen Abschluss bildete eine vom Beauftragten für Weltanschauungsfragen des Bistums Trier, Matthias Neff, moderierte Podiumsrunde mit Robbers, Hofmann, Marx und dem Trierer Theologieprofessor Walter Euler.
Als im Frühjahr 2008 an der Universität Trier eine Veranstaltungsreihe mit islamistischen Propagandavorträgen angekündigt war, untersagte die Unileitung das Vorhaben wegen der antidemokratisch-menschenrechtswidrigen Positionen der meisten Referenten. Jetzt bot der katholische Teil der Trierer Hochschullandschaft genau diesen Kräften nicht nur ein Forum, sondern wertete sie explizit zu Dialog- und Bündnispartnern auf. Klaus Blees hat für die AKTION 3.WELT SAAR den DIES ACADEMICUS besucht. Hier sein Bericht über die Tagung und die merkwürdigen Partner der Veranstalter:
Dialog mit Gottesstaatsvertretern
Im Zentrum des Eröffnungsvortrags von Thomas Lemmen, Mitarbeiter des Referats für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln und Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft, standen Beispiele für einen aus seiner Sicht gelingenden christlich-islamischen Dialog. So würden theologische Fakultäten in der Türkei und in Rom kooperieren. Seit 2002 gebe es Qualifizierungskurse für türkische Imame in christlich-islamischem Dialog. Der Vatikan führe einen Dialog mit der Al Azhar-Universität in Kairo und mit Theologen in Teheran.
Zwei Dialoginitiativen von muslimischer Seite stellte er besonders heraus.
Die erste sei ein Dialogangebot an die christlichen Führer der Welt aus dem Jahre 2007, zu dessen Unterzeichnern Regierungsberater und Minister aus der muslimischen Welt gehörten, aber auch Muslime aus den USA und Westeuropa. Aus Deutschland habe nur der an der Tagung beteiligte Hofmann unterschrieben. Allerdings sei lediglich eine Frau bei den Unterzeichnern. Vertreter reformorientierter Ansätze fehlten, doch sei das Schreiben für viele Orthodoxe repräsentativ. Der Brief beziehe sich auf die Gemeinsamkeiten von Muslimen und Christen, er betone, dass der Koran keine neue Lehre beinhalte und es keinen Zwang im Glauben gebe. Der Islam richte sich, so das Schreiben, nicht gegen Christen, so lange sie keinen Krieg gegen den Islam führen und die Moslems nicht aus ihren Wohnstätten vertreiben würden.
Lemmen ergänzte, die Unterschiede würden dennoch nicht verschwiegen, relevant seien jedoch die handlungsrelevanten Passagen. Der Brief könne die Dialogsucher auf beiden Seiten bestärken. Allerdings solle das Gespräch auch die jüdische Seite einbeziehen.
Als zweite von ihm ausdrücklich gelobte Initiative verwies Lemmen auf die „Weltkonferenz für den interreligiösen Dialog“ im Juli 2008 in Madrid. Diese sei auf eine Initiative des saudi-arabischen Königs zurückgegangen. Aus Deutschland nahmen außer Lemmen der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler und dessen Vorgänger Nadeem Elyas teil. Vorausgegangen war eine Konferenz in Mekka, auf der die dort ansässige Welt-Muslim-Liga mit der Vorbereitung der Madrider Konferenz betraut wurde. Der saudische König habe für Eintracht anstelle des Konflikts plädiert. Vertreter fernöstlicher Religionen seien in Madrid ebenso zu Wort gekommen wie schiitische Geistliche aus dem Iran oder Repräsentanten orthodoxer und orientalischer Kirchen. Das Judentum sei durch Rabbiner aus Großbritannien und den USA vertreten gewesen. Kritisiert worden sei, dass keine Frauen auf dem Podium saßen, was damit gerechtfertigt wurde, Frauen würden in den Religionen keine Funktionen ausüben. Auf die Kritik sei aber reagiert worden: Bei der letzten Veranstaltung der Konferenz war eine Frau dabei. Ein Redner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten habe die Rabbiner aufgefordert, sich als Voraussetzung des Dialogs von der Politik Israels zu distanzieren, sei aber damit nicht durchgekommen. Die Abschlusserklärung habe sich dann gegen alle Theorien gewandt, die einen Zusammenstoß der Kulturen für unvermeidlich halten.
Lemmen begrüßte die hervorragende Resonanz der Konferenz in den arabischen Medien. Ein saudischer Fernsehsender habe sie sogar ganz übertragen, während sie von den westlichen Medien kaum wahrgenommen worden sei.
Kritischen Anmerkungen zu einem Kongress, der vom islamischen Gottesstaat Saudi-Arabien initiiert wurde und Fragen zur Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien wich Lemmen mit der Bemerkung aus, diese Initiative sei der erste Schritt und als solcher bemerkenswert, man dürfe nicht zu viel auf einmal verlangen und das nicht schlecht reden.
Seitenhieb gegen kritische Islamforscher
Von den parallel stattfindenden Fachrunden hatte ich mir das Seminar mit dem Islamwissenschaftler Michael Marx ausgesucht, der im Rahmen des Projektes „Corpus Coranicum“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften den Korantext und seine Überlieferungen kritisch-historisch erforscht und dokumentiert. Als überheblich empfand ich sein Statement gegenüber einem vom Mainstream der Islamwissenschaft abweichenden Kreis Saarbrücker Forscher – Theologen und Islamwissenschaftler - um Karl-Heinz Ohlig. Deren Hypothese, der Islam sei ursprünglich eine christliche Konfession gewesen und es sei fraglich, ob Mohammed jemals gelebt habe, stellte er kurzerhand außerhalb der Wissenschaft. Zwar bin ich zur Zeit nicht in der Lage, die Stichhaltigkeit der Hypothese der Saarbrücker Islamforscher zu beurteilen, doch wenn etwas außerhalb der Wissenschaft steht, dann gehört die Verkündung von Dogmen und die Tabuisierung neuer Hypothesen dazu.
Zahnlose Schutzbefohlene
Am Nachmittag wurde die an der Universität Trier begonnene Tagung in der Promotionsaula des Priesterseminars mit einer Podiumsrunde fortgesetzt.
Der Jurist Gerhard Robbers (Universität Trier), der dem Präsidiumsvorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentages angehört, forderte, der Islam müsse öffentlicher werden, ein guter, normaler islamischer Religionsunterricht sei nötig. Als Voraussetzung sei eine weitere Öffnung der juristischen Definition von Religionsgemeinschaften erforderlich. Der 1980 zum Islam konvertierte ehemalige deutsche Botschafter in Algerien und Marokko, Murad Wilfried Hofmann warf die Frage auf, ob sich der Islam dem Grundgesetz anpassen müsse oder das Grundgesetz dem Islam, da der Islam keine Kirche sei. Robbers sah eine Grundgesetzänderung als Voraussetzung der Integration des Islam weder als sinnvoll noch als erforderlich an. Hofmann wünschte sich Normalität für den Islam. Er stellte klar, der Islam erhebe wie das Christentum einen globalen Wahrheitsanspruch und war sich darin einig mit dem Trierer Theologieprofessor Walter Euler, der die beiden Religionen insofern als Konkurrenten sieht. Doch sei, so Euler, diese Vielfalt zu akzeptieren und könne auch eine Bereicherung sein. Ähnlich argumentierte Robbers: Der jeweilige Wahrheitsanspruch müsse nicht zu einer Konfrontation führen, ein Austausch sei ohne gewaltsame Dimension möglich. Hofmann erklärte, alle drei Monotheismen hätten denselben Ursprung und behauptete allen Ernstes, die Muslime seien die einzigen, die die heiligen Schriften der anderen anerkennen. Auch wo sie die Mehrheit stellten, sei die Anerkennung anderer Religionen gewährleistet. Euler, der Hofmanns Ein- und Auslassungen zumindest ab und zu deutlich widersprach, wies auf den minderen Status von Christen und Juden als „Dhimmis“, Schutzbefohlene, unter muslimischer Herrschaft hin. Sein erzkonservatives Weltbild offenbarte Hofmann auch mit dem Hinweis auf die große (moralische) Krise der westlichen Zivilisation, wie sie sich in Abschaffung der Familie und Kinderlosigkeit äußere. Die Muslime in Deutschland erinnerten an die unterminierten Werte. Für Robbers sind, wie er ausdrücklich betonte, primäre Dialogpartner nicht säkulare Muslime oder Ex-Muslime, sondern islamische Fundamentalisten: Man müsse gerade an die Orthodoxen herankommen, ihnen die Botschaft des Grundgesetzes und des Christentums vermitteln.
Islamistische Missionierung im Priesterseminar
Am Ende der Podiumsdiskussion wies Gabriel Weiten, der Sprecher der Vorbereitungsgruppe, auf einen Stand der Trierer Islamischen Gemeinde hin, den diese als Partnerin des AStA im Foyer aufgebaut habe. Was das „Islamische Kulturzentrum Trier e.V.“, so die offizielle Bezeichnung, dort, in den Räumen des Priesterseminars des Bistums Trier bot, kann allerdings nur als islamistische Missionierung charakterisiert werden. Auf einer Stelltafel waren Ausschnitte der fundamentalistischen Website <link www.way-to-allah.com/>www.way-to-allah.com</link> abgebildet, mit denen bewiesen werden sollte, der Koran habe viele Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft vorweggenommen. Im Umfeld dieser Website bewegt sich neben Hofmann unter anderem der deutsche Islamkonvertit Pierre Vogel, den der Trierer Kulturverein vor einigen Jahren schon einmal zu einem Vortrag eingeladen hatte. Als im Frühjahr 2008 an der Uni Trier eine Veranstaltungsreihe mit islamistischen Propagandavorträgen angekündigt war, mit Vogel als einem der Referenten, untersagte die Unileitung nach Protesten von Studierenden das Vorhaben wegen der antidemokratisch-menschenrechtswidrigen Positionen der meisten Referenten. Jetzt bietet der katholische Teil der Trierer Hochschullandschaft genau diesen Kräften nicht nur ein Forum, sondern wertet sie explizit zu Dialog- und Bündnispartnern auf.
Die auf dem Infostand ausgelegten Traktätchen hatten es in sich. In einem als „Ermahnung an die Christen“ ausliegenden Faltblatt wurden diese massiv beleidigt, als Lügner bezeichnet und mit Höllenstrafen bedroht. Dass dieses getrost als Hetze gegen Andersgläubige zu bezeichnende Pamphlet in den Räumen einer Hochschuleinrichtung des Bistums Trier in Umlauf gebracht werden konnte, verstehe ich - als dem Christentum kritisch gegenüberstehender Atheist! - nicht. Um mit dem Islam ins Geschäft zu kommen, nimmt man anscheinend jede Entwürdigung in Kauf.
Die übrigen Propagandaschriften standen dem nicht nach. So duldeten die Veranstalter auch die Auslage einer im Cordoba-Verlag Karlsruhe erschienenen Broschüre mit dem Titel „25 Fragen zur Frau im Islam“, aus der ich ein paar Kostproben zitiere. Dort heißt es:
„Dem Mann obliegt es, die Familie zu versorgen (...) Eine Familie braucht Führung, so wie es auch in jedem Team jemanden geben muß, der letztendlich Entscheidungen fällt. (...) Der Frau obliegt es, ihren Mann zu beraten und zu unterstützen (...)“
„(...) ein nichtmuslimischer Ehemann (kann) seine Frau z.B. bei der Religionsausübung einschränken. Daher darf eine muslimische Frau keinen Angehörigen einer anderen Religion heiraten.“
„Im Islam gibt es die Erlaubnis der Heirat von vier Frauen (...) Durch die Mehrehe kann vor allem verwitweten oder geschiedenen Frauen eine Versorgung ermöglicht werden. (...)"
aber:
„Der Islam ist die Religion der natürlichen Veranlagung des Menschen. (...) man (kann) davon ausgehen, dass es auch nicht der Natur der Frau entspricht, gleichzeitig mit mehreren Männern verheiratet zu sein. (...) Bei mehreren Männern besteht die Gefahr, dass die Vaterschaft nicht eindeutig nachgewiesen werden kann. (...) Außerdem ist es nicht praktikabel, dass mehrere Männer als Familienoberhaupt fungieren.“
Zu überraschen braucht es dann auch nicht, wenn in dieser Broschüre das Schlagen ungehorsamer Ehefrauen gerechtfertigt, die Kopftuchpflicht propagiert und die Zeugenaussage eines Mannes der von zwei Frauen gleichgestellt wird. Außer in Notfällen darf sich eine Frau nicht von einem männlichen Arzt behandeln lassen. Selbstverständlich ist außerehelicher Geschlechtsverkehr tabu und der „Islam lehnt das Ausleben homosexueller Neigungen kategorisch ab“, wie es in einer anderen Broschüre desselben Verlages heißt.
„Für Barbarei gibt es keine Toleranz, auch nicht unter dem Vorwand der 'Kultur', der 'Tradition', der 'Religion' oder des 'Dialogs'.“ schreibt die AKTION 3.WELT SAAR in ihrer <link file:2571 - download>Flugschrift</link> „Mit Islamismus gegen die Aufklärung“ . Es gibt Leute, die das offensichtlich anders sehen.